Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 2019, 26 Seiten
Rainer Eppel und Helmut Mahringer beleuchten die Chancen und Risiken unterschiedlicher Gestaltungsvarianten eines Experience
Rating in der Arbeitslosenversicherung. Hintergrund dafür ist der Befund, dass eine durch pauschale Arbeitgeberbeiträge finanzierte
Arbeitslosenversicherung unerwünschte Umverteilungseffekte produziert und Anreize zu vermehrten, häufig nur vorübergehenden
Beschäftigungsbeendigungen setzt. Unternehmen trennen sich von Beschäftigten und stellen nach kurzer Unterbrechung oft dieselben
Personen wieder ein, um kurzfristige, saison- und nicht saisonbedingte Schwankungen des Personalbedarfs auszugleichen. Die
Unternehmen sparen mit dieser Strategie Personalkosten, wälzen aber Kosten auf die Arbeitslosenversicherung ab, die besonders
Unternehmen mit Arbeitslosigkeit vermeidender Personalpolitik tragen müssen. Studien zeigen für die USA, Kanada und einige
Länder Europas, dass vorübergehende Beschäftigungsunterbrechungen für einen substanziellen Anteil der Arbeitslosigkeit verantwortlich
sind. Ein Experience Rating in der Form erfahrungsbasierter und risikoabhängiger Arbeitgeberbeiträge birgt die Chance, ein
Übermaß an vorübergehenden Kündigungen zu vermeiden und die Arbeitslosigkeit sowie die Folgebelastungen für die Arbeitslosenversicherung
zu mindern. Risikofaktoren, die bei der Beitragsgestaltung berücksichtigt werden sollten, liegen besonders in einer zu starken
Einschränkung der Flexibilität der Unternehmen, einer Verschärfung von Unternehmenskrisen und einer Hemmung von Neueinstellungen
auf Kosten der Jobchancen von Arbeitslosen.