Dieser Research Brief schlägt ausgewählte potentiell in der kurzen Frist anwendbare wirtschaftspolitische Optionen vor, um
den volkswirtschaftlichen Schaden einer deutlichen Reduktion des in Österreich verfügbaren Gases möglichst gering zu halten
und gleichzeitig die angestrebte grüne Transformation zumindest nicht auszubremsen. Im Mittelpunkt stehen ökonomische Mechanismen
zur Gasallokation an Unternehmen und zur Beanreizung von Verbrauchseinsparungen. Die Optionen sind nicht im Detail ausgearbeitet,
sondern sollen die Debatte auf bisher kaum bedachte Sachverhalte lenken, um besser informierte Entscheidungen zu ermöglichen
und vertiefte interdisziplinäre Analysen anzustoßen, die für eine praktische Implementierung notwendig wären.
In der vorliegenden Studie wird die volkswirtschaftliche Bedeutung der chemischen Industrie in Österreich aus dem Blickwinkel
der Transformation des Wirtschaftssystems in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit mit Blick auf 2030 beleuchtet. Der
Untersuchungsgegenstand sind Unternehmen für die Herstellung von chemischen Erzeugnissen, pharmazeutischen Erzeugnissen sowie
Gummi- und Kunststoffwaren. Eine Input-Output-Analyse anhand des WIFO-Modells "DYNK" zeigt eine verbundene Wertschöpfung von
mehr als 13 Mrd. €. Im Zuge einer empirischen Befragung von 54 Unternehmen wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Unternehmen
Pläne und Ziele definiert haben, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Eine globale Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen der EU kann nur sichergestellt werden, wenn die geltenden Rahmenbedingungen innerhalb der EU auch für Anbieter
am Weltmarkt gelten. Einschätzungen der Unternehmen zur erwarteten Struktur der Beschaffungskanäle zeigen einen steigenden
Bedarf an erneuerbaren Rohstoffen in Österreich sowie steigende Importe von sicheren und nachhaltigen Chemikalien aus anderen
EU-Ländern. Eine Analyse von Patentdaten hinsichtlich der Innovationskraft zeigt in den Sektoren der chemischen Erzeugnisse
und pharmazeutischen Erzeugnisse ein ähnlich hohes Niveau wie bei den innovationsführenden Ländern. In der patentschwächeren
Branche der Gummi- und Kunststoffwaren liegen österreichische Unternehmen vor den innovationsführenden Ländern. Einem überwiegenden
Anteil der Unternehmen ist die Bedeutung der digitalen Transformation auf ihr Unternehmen bewusst und erwarten für die Zukunft
einen starken Einfluss auf Ihre Unternehmen.
Die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit hat weitreichende Folgewirkungen auf Gütermärkte,
Arbeitsmärkte und das Leben der Menschen. Im Zuge des "Just-Transition"-Prozesses geht es darum, mit Beteiligten und Betroffenen
soziale Auswirkungen von strukturellen Veränderungen auf betroffene Gruppen – Länder, Regionen, Industrien, Arbeitskräfte
sowie Konsumenten und Konsumentinnen – zu identifizieren und auszuarbeiten wie dieser Prozess der Veränderung gerecht gestaltet
werden kann. In dem vorliegenden Bericht werden wissenschaftliche Grundlagen für diesen Prozess erarbeitet. Die ökonomische
Literatur mit Schwerpunkt Österreich wird im Hinblick auf die genannten Fragestellungen ausgewertet. Ergebnisse einer Input-Output-Analyse
und eines Workshops, an dem Expertinnen und Experten aus Umwelt- und Arbeitsmarktpolitik teilnahmen, zeigen die sektorale
Betroffenheit in ihrem regionalen Kontext. Auf diese Weise können Maßnahmen zur Gestaltung des "Just-Transition"-Prozesses
evidenzbasiert entwickelt werden.
Die COVID-19-Krise beeinträchtigte die heimische Landwirtschaft 2020 kaum, wenn man von kurzfristigen Engpässen bei Saisonarbeitskräften
absieht. Produktion und Einkommen konnten gegenüber 2019 leicht gesteigert werden. In der Forstwirtschaft waren die Rahmenbedingungen
sehr ungünstig. Einerseits reduzierte das niedrige Preisniveau den Anreiz, Holz zu ernten. Andererseits entfiel ein Großteil
der Erntemenge auf Schadholz, das auf Dürre und Borkenkäferbefall zurückzuführen war. Land- und Forstwirtschaft sind wichtige
Elemente der Bioökonomie. Wie ein langfristiger Vergleich der Entwicklung der Wertschöpfung zeigt, nahm diese in den nachgelagerten
Sektoren stärker zu als im Kernbereich, wodurch das Gewicht des Primärsektors sowohl in den Wertschöpfungsketten als auch
in der Volkswirtschaft abnahm.
Der rasche Wirtschaftsaufschwung nach der schweren Rezession durch die COVID-19-Pandemie zeigt Friktionen entlang wichtiger
Wertschöpfungsketten. Aufgrund von Engpässen im Transportsystem und weil das Angebot von Rohstoffen und Agrargütern die rasch
ansteigende Nachfrage nicht zur Gänze decken kann, sind die Preise vieler Waren ab der zweiten Jahreshälfte 2020 (teilweise
sehr) stark angestiegen. Erfahrungsgemäß reagieren die Lebensmittelpreise mit einer gewissen Verzögerung auf Preisänderungen
von Agrargütern. Für das laufende Jahr 2021 wird ein Anstieg der Preise von Nahrungs- und Genussmitteln von 1,7% erwartet
wobei der Preisanstieg im 1. Halbjahr lediglich 0,9% betrug und im 2. Halbjahr eine Teuerung von 2,5% erwartet wird. Im kommenden
Jahr wird ein Anstieg von 2,8% prognostiziert (1. Halbjahr +3,9%, 2. Halbjahr +1,8%).
Die wirtschaftliche Entwicklung und der Wohlstand der Gesellschaft sind eng mit dem Handel und Außenhandel verknüpft. Dies
trifft auf ein kleines Land wie Österreich in besonderem Maße zu. Wie wichtig der Außenhandel für die österreichische Wirtschaft,
für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für die Teilhabe weiter Teile der Gesellschaft an Wohlstand und Lebensqualität ist,
wird in diesem Bericht vorgestellt. Die daran geknüpften Herausforderungen werden ebenfalls benannt und leiten über zu den
Themen, die in der Mainstream-Ökonomie wenig beachtet werden, viele Menschen aber stark bewegen. Dazu zählen Fragen wie, ob
Handel nicht per Saldo mehr Arbeitsplätze vernichtet oder zur Senkung von Standards der Qualität der Arbeitsplätze, der Lebensmittel
oder der Umwelt beiträgt. Der Güterhandel ist über weite Strecken mit negativen Umwelteffekten verbunden. Wie hoch sie sind,
ist zwar nicht allgemein bekannt, wird in der ökonomischen Literatur aber breit diskutiert. In der vorliegenden Arbeit werden
die Befunde der Literatur zu diesen Themen zusammengetragen, gesichtet und im Hinblick auf eine Außenhandelsstrategie hin
bewertet.
In dieser 14. Ausgabe legt das WIFO Schlüsselindikatoren zu Klimawandel und Energiewirtschaft vor, die die Entwicklung von
Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch und Wirtschaftsleistung im Jahr 2019 beleuchten. Demnach nahmen die Treibhausgasemissionen
in Österreich 2019 nach einem Rückgang im Vorjahr (–3,75%) erneut zu (+1,5% gegenüber 2018), sie stiegen allerdings weniger
stark als der Bruttoinlandsverbrauch an Energie (+2%). Es konnte keine Entkoppelung der Treibhausgasemissionen von der Wirtschaftsentwicklung
(+1,5%) erzielt werden. Das Schwerpunktthema widmet sich den klima- und umweltrelevanten Anpassungsmaßnahmen des österreichischen
Aufbau- und Resilienzplans, der der Bewältigung des Konjunktureinbruchs infolge der COVID-19-Pandemie dient.
Auftraggeber: Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 26.07.2021 9:00
Mit dem Warentransport sind zahlreiche negative externe Effekte verbunden. Aufgrund eines Marktversagens werden zu viele Güter
über weite Strecken transportiert. Maßnahmen zur Internalisierung, wie die Einführung von Auflagen, Verboten sowie Steuern,
Abgaben und handelbaren Zertifikaten, zielen darauf ab, die externen Kosten zu berücksichtigen. In einigen Bereichen werden
solche Eingriffe jedoch unterlassen. Eine umfassende Literaturrecherche zeigt, dass die mit dem Warentransport verbundenen
externen Kosten nur teilweise internalisiert und somit preiswirksam sind. Mittels eines quantitativen Modells wird in einer
Szenarioanalyse untersucht, wie sich eine Internalisierung der externen Kosten von Handelsaktivitäten in Form eines Preisaufschlags
auswirken würde. Wie die Ergebnisse zeigen, könnte die Umsetzung von Transportkostenwahrheit im Extra-EU-Handel mit einer
leichten Steigerung des realen Bruttoinlandsproduktes und der Beschäftigung in der EU einhergehen, sofern die Einnahmen dieser
Handelsaufschläge wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Die Analyse benennt Handlungsoptionen zur Herstellung
von Transportkostenwahrheit im internationalen Handel.
Im Jahr 2019 entwickelte das WIFO im Rahmen der Evaluierung des Programmes der Ländlichen Entwicklung 2014-2020 den "Lebenssituationsindex"
für das damalige Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Dieser bildet erstmals die Lebensumstände auf kleinräumiger
Ebene in den 2.122 Wohngemeinden in Österreich für den Zeitraum 2010 bis 2017 quantitativ ab, indem er die auf die Lebensumstände
einwirkenden Faktoren wie Einkommen, Erwerbsintensität, Alter und Qualifikation in einer Indexzahl bündelt. Der Lebenssituationsindex
liefert Hinweise auf die unterschiedlichen Lebensbedingungen zwischen städtischen und ländlichen Regionen bzw. dicht und dünn
besiedelten Gebieten sowie innerhalb der ländlichen Regionen, wie der Blick auf die peripheren ländlichen Regionen auf der
einen Seite und die zentralen ländlichen Räume im Umland von Zentren auf der anderen Seite zeigt. Mit der Aktualisierung für
das Jahr 2019 wird die Ausgangssituation und eine Vergleichsbasis mit regionalem Bezug unmittelbar vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie
im Frühjahr 2020 abgebildet.
Der COVID-19-Aufbauplan der EU umfasst das temporäre Aufbaupaket NextGenerationEU (NGEU) im Umfang von 750 Mrd. € – dessen
wichtigstes Instrument die Aufbau- und Resilienzfazilität (RRF) mit 672,5 Mrd. € ist – sowie den Mehrjährigen Finanzrahmen
(MFR) 2021-2027 im Umfang von 1.074,3 Mrd. €. Während die Ausgabenstruktur des MFR nur mäßig modernisiert wurde, sind NGEU
und vor allem die RRF explizit zukunftsorientiert: 37% der RRF-Mittel sollen in den Klimaschutz fließen, 20% in den digitalen
Wandel. Neue Eigenmittel sollen künftig wichtige europäische Vorhaben unterstützen: Die bestehenden Eigenmittel zur Finanzierung
des MFR werden um ein plastikbasiertes Eigenmittel ergänzt. Zur Tilgung der für NGEU aufgenommenen Schulden sollen u. a. eine
Digitalsteuer, ein auf dem EU-Emissionshandelssystem basierendes Eigenmittel und ein CO2-Grenzausgleichsmechanismus beitragen.