Ina Meyer, Franz Sinabell, Gerhard Streicher (WIFO), Heide Spiegel (AGES), Andreas Bohner (Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein)
Die Pariser Klimaziele sind nach Berechnungen mit globalen Klimamodellen nur durch negative Emissionen, also durch Entnahme
eines Teils des ausgestoßenen CO2 aus der Atmosphäre und Speicherung zu erreichen. Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung in Böden
(Soil Carbon Sequestration – SCS) durch Humusaufbau in Ackerland und Grünland sind Teil der internationalen Kohlenstoff-Agenda,
etwa im Rahmen der "4-per-mille"-Initiative. Sie tragen zugleich zur Anpassung an den Klimawandel und zur Ernährungssicherheit
bei und weisen somit wichtige Zusatznutzen (Co-Benefits) auf. Der vorliegende Beitrag entwirft ein "4-per-mille"-Szenario
für Österreich und schätzt die einzel- und gesamtwirtschaftlichen Effekte ausgewählter SCS-Maßnahmen. Die einzelwirtschaftlichen
Kosten reichen von 0 € je ha und Jahr im Feldfutterbau bis zu 450 € je ha und Jahr bei der Nichtnutzung von Moorböden als
Ackerflächen. Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind leicht positiv und belaufen sich auf 100 Mio. € p. a. SCS-Maßnahmen
verursachen den einzelnen Landwirt:innen in der Regel zusätzliche Kosten, während die Vorteile oftmals nicht monetärer Natur
sind. Daher sollte die Umstellung auf eine klimaschonende und resiliente Landwirtschaft durch agrarpolitische Programme und
finanzielle Anreize, wie sie aus dem Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) bekannt sind, begleitet
werden.
Michael Anderl, Manuela Bürgler, Simone Mayer, Erwin Moldaschl, Elisabeth Schwaiger, Bettina Schwarzl, Peter Weiss (Umweltbundesamt), Franz Sinabell, Katharina Falkner (WIFO), Martin Schönhart (INWE-BOKU), Georg Dersch (AGES)
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 06.06.2023 0:00
In der vorliegenden Studie wurde anhand von Szenarien untersucht, welche Maßnahmen gesetzt werden können, um eine Senkung
der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu erzielen. Dafür wurden zwei Szenarien "mit bestehenden Maßnahmen (WEM)"
und "mit zusätzlichen Maßnahmen (WAM)" ausgearbeitet. Das Szenario WAM berücksichtigt u. a. den aktuellen Stand geplanter
Maßnahmen im Rahmen des Integrierten Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich. Darauf aufbauend wurden zwei
weitere Szenarien (WAM+ und WAM++) mit spezifischen Maßnahmen entwickelt, mit denen eine Reduktion der landwirtschaftlichen
Treibhausgasemissionen um 30% (WAM+) bzw. 40% (WAM++) möglich wird. Neben dem Effekt auf die Treibhausgasemissionen wurden
auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Szenarien analysiert. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für den NEKP.
Daniela Kletzan-Slamanig, Angela Köppl, Franz Sinabell (WIFO), Sabine Kirchmayr, Stella Müller, Alexander Rimböck, Thomas Voit (Universität Wien), Martino Heher, Reinhard Schanda (Sattler & Schanda Rechtsanwälte)
Seit Jahrzehnten wird auf (internationaler) politischer Ebene und in der Wissenschaft über die Identifizierung und Reform
von Subventionen mit negativen Klimaauswirkungen diskutiert. Solche Subventionen konterkarieren Klimaschutzbemühungen, widersprechen
dem Verursacherprinzip und verstärken Marktverzerrungen und den "Carbon Lock-in". Die vorliegende Studie untersucht, welche
Subventionen mit negativen Klimaeffekten es in Österreich gibt. Basierend auf einer Literaturrecherche internationaler Studien
fasst das Papier die Ergebnisse einer umfassenden Bottom-up-Analyse von direkten Subventionen und fiskalischen Maßnahmen (indirekte
Subventionen), die auf Bundesebene gewährt werden, zusammen. Der Fokus liegt dabei auf den Bereichen Energieerzeugung und
-nutzung, Verkehr und Landwirtschaft. Die Analyse berücksichtigt zum einen die rechtlichen Grundlagen und ursprünglichen Beweggründe
für die Subventionen, zum anderen werden die jeweiligen Subventionsvolumina quantifiziert und die begünstigten Gruppen identifiziert.
Neben der Quantifizierung des Subventionsvolumens bei den überwiegend indirekten Subventionen (z. B. Pendlerpauschale, Energiesteuerbefreiungen
und -ermäßigungen) werden auch relevante regulatorische Rahmenbedingungen mit Subventionscharakter (z. B. Stellplatzverpflichtungen)
untersucht. Unter Berücksichtigung der Umwelteffektivität, ökonomischer Kriterien (wie Verteilungswirkungen) und möglicher
rechtlicher Restriktionen werden Reformvorschläge für die ausgewählten Fördermaßnahmen entwickelt.
Chinas wachsende politische und wirtschaftliche Bedeutung, das steigende Misstrauen und die Systemrivalität zwischen den USA
und China, gepaart mit der abnehmenden Bedeutung globaler Institutionen wie der WTO erfordern ein stärker geostrategisches
Handeln der EU. Die COVID-19-Pandemie sowie der Russland-Ukraine-Krieg haben die mögliche Verwundbarkeit internationaler Lieferketten
durch zu starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern vor Augen geführt und die Dringlichkeit für Anpassungen noch verstärkt.
Die notwendige geoökonomische Neuausrichtung hat bereichsübergreifenden Charakter und verlinkt Außenwirtschaftspolitik mit
außen- und sicherheitspolitischen Interessen, aber auch mit den Zielen der Industriepolitik, Klima- und Energiepolitik, Währungs-
und Finanzmarktpolitik bis hin zur Entwicklungspolitik. Sie stellt große und neue Anforderungen an die Wirtschaftsdiplomatie,
das Design wirtschaftspolitischer Instrumente, die Koordination zwischen nationalen und internationalen Akteuren und die Abwägung
diverser Zielsetzungen aus den unterschiedlichen Politikbereichen. Die Studie beschreibt die wichtigsten geoökonomischen Trends
sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen und leitet daraus wichtige strategische Leitlinien sowie wirtschaftspolitische
Handlungsoptionen für die EU und Österreich ab.
In 2021, the agricultural policy course was set anew within the framework of the Common Agricultural Policy (CAP). In December
2021, the national CAP strategic plan was submitted to the European Commission. It sets out the measures to be taken in the
coming years to make the agricultural sector more climate and environmentally friendly, more competitive and more attractive
for employees. The new plan is also intended to stimulate the economic revival of rural regions and to improve food security.
In 2021, the economic conditions for agriculture and forestry were favourable. This was reflected in higher prices for goods
produced in the primary sector and an increase in factor income in agriculture. The sector also benefitted from payments to
mitigate economic losses related to the COVID-19 crisis.
Die landwirtschaftliche Produktion trägt erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Zugleich leidet die Landwirtschaft
zunehmend unter Extremwetterereignissen wie Trockenheit, Dürre und Starkniederschlägen. Die daraus folgenden Ernte- und Produktivitätseinbußen
rücken das Thema der Ernährungssicherheit in den Fokus der Diskussion um Klimaschutz und Anpassung der landwirtschaftlichen
Produktion bzw. der Ernährungsweise an den Klimawandel. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen
Analyse zur Bedeutung einer klimagerechten Landwirtschaft und Ernährungsweise. Dabei werden zwei Hebel für eine nachhaltige
Transformation näher beleuchtet, der Humusaufbau und die Verringerung des Konsums tierischer Lebensmittel.
Im Jahr 2021 wurden die agrarpolitischen Weichen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) neu gestellt. Im Dezember 2021
übermittelte Österreich seinen GAP-Strate¬gieplan an die Europäische Kommission. In ihm werden die Maßnahmen festgehalten,
durch die der heimische Agrarsektor in den kommenden Jahren klima- und umweltfreundlicher, wettbewerbsfähiger und attraktiver
für die Beschäftigten werden soll. Von dem neuen Plan sollen auch Impulse zur wirtschaftlichen Belebung des ländlichen Raumes
ausgehen; zugleich soll die Versorgungssicherheit verbessert werden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Land-
und Forstwirtschaft waren 2021 günstig. Dies äußerte sich in höheren Preisen für die im Primärsektor produzierten Güter und
in einem Anstieg des Faktoreinkommens in der Landwirtschaft. Zudem profitierte Österreichs Agrarsektor weiterhin von Zahlungen
zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie.
As a result of the measures taken to contain the COVID-19 pandemic, Austria's economic output decreased by 6.7 percent in
2020 compared with the previous year. Greenhouse gas emissions fell by 7.7 percent (or 6.1 million t CO2 equivalents)
and reached their lowest level since 1990. The transport sector accounted for more than half of the total decrease in greenhouse
gas emissions compared to 2019. However, the emissions reductions do not reflect structural improvements in energy or emissions
intensity; rather, they are short-term declines resulting from reduced economic activity and limited private mobility due
to COVID-19 related restrictions and increased home-office schemes. Therefore, consistent implementation of measures leading
to a sustainable reduction of greenhouse gas emissions is required to achieve the climate policy objectives, in particular
the Austrian target of climate neutrality by 2040.
Infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie schrumpfte Österreichs Wirtschaftsleistung 2020 um 6,7% gegenüber
dem Vorjahr. Die Treibhausgasemissionen sanken um 7,7% ( 6,1 Mio. t CO2-Äquivalente) und erreichten den niedrigsten Stand
seit 1990. Der Verkehrssektor trug dabei im Vorjahresvergleich über die Hälfte zum Gesamtrückgang bei. Die Emissionsreduktionen
spiegeln allerdings keine strukturelle Verbesserung der Energie- oder Emissionsintensität wider. Es handelt sich vielmehr
um kurzfristige Rückgänge infolge der verringerten Wirtschaftsleistung und der eingeschränkten privaten Mobilität durch Verkehrsbeschränkungen
und Homeoffice. Für die Erreichung der klimapolitischen Zielsetzungen, insbesondere des österreichischen Ziels der Klimaneutralität
bis 2040, ist daher eine konsequente Umsetzung von Maßnahmen erforderlich, die zu einer nachhaltigen Reduktion der Treibhausgasemissionen
führen.
Mit dem Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetz (NEHG 2022) wird in Österreich im Jahr 2022 eine CO2-Abgabe eingeführt,
die auf fossile Brennstoffverbräuche außerhalb des geltenden Anwendungsbereichs des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) eingehoben
wird. Sie wird ausgehend von 30 € im Jahr 2022 schließlich 55 € je t CO2 im Jahr 2025 betragen. Zur Abfederung von besonderen
wirtschaftlichen Mehrbelastungen sieht das NEHG 2022 Ausgleichsmaßnahmen vor. Eine davon bezieht sich auf eine in Anlage 2
des Gesetzes enthaltene Liste von Wirtschaftszweigen, die zur Vermeidung von Carbon Leakage und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit,
Entlastungen beantragen können. Eine weitere Ausgleichsmaßnahme zielt auf die Vermeidung von "besonderen Härtefällen" ab.
Derartige Härtefälle sind Unternehmen, deren Energieaufwand für fossile Energieträger am Gesamtaufwand bzw. deren CO2-Abgabenlast
im Verhältnis zur Wertschöpfung im Gesetz vorgesehene Grenzwerte überschreiten. Die vorliegende Evaluierung untersucht, in
welchen Branchen solche besonderen Härtefälle zu erwarten sind. Dazu wurden quantitative und qualitative Methoden eingesetzt
und Prognosen zur Energiepreisentwicklung bis 2025 erstellt.