Österreichs Arbeitsmarkt trotzte 2022 dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und der hohen Inflation. Der Aufschwung hielt an.
Die Beschäftigung wuchs so kräftig wie zuletzt vor fast 50 Jahren und die Arbeitslosenquote sank auf den niedrigsten Stand
seit 2008. 2023 dürfte die gedämpfte Konjunktur nur schwach auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. Eine zentrale Herausforderung
bleibt die Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Sie ist trotz Rückgangs immer noch deutlich höher als vor der Finanzmarkt- und
Wirtschaftskrise 2008/09.
Aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sind ein zentraler Baustein zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit – einer der
wichtigsten Herausforderungen, denen sich OECD-Länder wie Österreich stellen müssen. Trotz einer mittlerweile umfangreichen
Evaluierungsliteratur mangelt es international immer noch an einem vollständigen Bild darüber, welche Maßnahmen die Wiederbeschäftigungschancen
von Langzeitarbeitslosen effektiv verbessern. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie die Wirksamkeit der
sieben zentralen Qualifizierungs- und Beschäftigungsförderungen des Arbeitsmarktservice Niederösterreich für langzeitbeschäftigungslose
Personen. Alle evaluierten Maßnahmen wirken einem Rückzug der geförderten Personen vom Arbeitsmarkt entgegen. Fachliche Qualifizierung,
ob Aus- und Weiterbildung durch externe Bildungsträger oder mittels Kurskostenbeihilfen geförderte Angebote auf dem freien
Bildungsmarkt, verbessert darüber hinaus signifikant die Integration in ungeförderte Beschäftigung. Das Gleiche gilt für Beschäftigungsförderungen
im privaten Sektor (Eingliederungsbeihilfen) und für Transitbeschäftigung in Sozialökonomischen Betrieben (SÖB) und Gemeinnützigen
Beschäftigungsprojekten (GBP). Für Basisqualifizierung, Berufliche Orientierung und Aktive Arbeitssuche sind diese positiven
Wirkungen weniger klar oder schwächer ausgeprägt.
In einer rezenten WIFO-Studie wurde untersucht, wie sich welche Arten von Qualifizierungsförderungen des Arbeitsmarktservice
Österreich auf die Arbeitsmarktchancen unterschiedlicher Gruppen von Arbeitslosen auswirken. Dabei wurden die Förderungen
näher nach Maßnahmeninhalt, Trägertyp, Abschlussart, Intensität und Zielgruppenorientierung unterschieden. Der vorliegende
Beitrag fasst die wichtigsten Ergebnisse der Evaluierung der Maßnahmeneffektivität zusammen. Alle acht evaluierten Qualifizierungsförderungen
wirken sich im Durchschnitt positiv auf die Arbeitsmarktbeteiligung und die Beschäftigungschancen der geförderten Arbeitslosen
aus. Kurs ist jedoch nicht gleich Kurs. Die Angebote sind äußerst heterogen in ihrer Ausgestaltung und Wirkung.
Many European countries are facing the key challenge of integrating low-skilled jobless young people into the labour market.
From 2018 to 2020, the Public Employment Service (PES) in Vienna tested a new model of intensified support ("case management").
The target group consisted of young unemployed persons with low formal qualifications who were drawing on social assistance.
Based on the pilot project and a propensity matching approach, we show that the increase in staff significantly increased
the intensity of the counselling. It led to an increase in job proposals and active labour market programme participation,
as well as sanctions in the form of benefit suspensions for failure to keep PES appointments. In line with the goal, more
of the young people were encouraged to take part in training and further education instead of being quickly placed in an unskilled
job. However, in the three-year follow-up period, the intensified counselling did not (yet) have a significant effect on the
overall extent of integration into employment. Regarding post-unemployment job quality, we find no effects on wages at the
start of a job.
From spring 2021, the Austrian labour market gradually recovered from the major dislocations caused by the COVID-19 pandemic
and the measures taken to contain it in the previous year. Employment returned to its pre-pandemic level in May, and unemployment
fell below its pre-crisis level starting in the fall. Even the fourth lockdown in winter 2021 barely slowed the recovery.
In spring 2022, the upward trend on the labour market continued despite the outbreak of war in Ukraine. Declining but still
high long-term joblessness remains a key challenge.
In a randomised controlled trial in Austria, lower caseloads in public employment offices led to more meetings of the unemployed
with their caseworkers, more job offers, more program assignments, and more sanctions for noncompliance with job search requirements.
More intensive counselling led to shorter unemployment episodes due to faster job entry, but also to more exits from the labour
force in the two years following treatment. We find effects for different subgroups of unemployed. We find no effects on wages.
A cost-benefit analysis suggests that lower caseloads not only shorten the duration of unemployment but are also cost-effective.
Ab dem Frühjahr 2021 erholte sich der österreichische Arbeitsmarkt allmählich von den Verwerfungen durch die COVID-19-Pandemie
und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung im Vorjahr. Die Beschäftigung erreichte bereits im Mai wieder das Vorkrisenniveau des
Jahres 2019, die Arbeitslosigkeit erst im Herbst. Selbst der vierte Lockdown im Winter 2021 bremste den Aufschwung kaum. Im
Frühjahr 2022 setzte sich der Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt trotz des Kriegsausbruchs in der Ukraine fort. Trotz des
rezenten Rückgangs bleibt die hohe Langzeitbeschäftigungslosigkeit eine zentrale politische Herausforderung.
Auftraggeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
In einer umfangreichen Studie evaluiert das WIFO die Effektivität und Effizienz der vom Arbeitsmarktservice gesetzten Qualifizierungsförderungen
für arbeitslose Personen. Dabei werden nicht nur Effektunterschiede zwischen zahlreichen Subgruppen von Arbeitslosen beleuchtet,
sondern werden vor allem auch stärker als bisher unterschiedliche Subtypen von Maßnahmen unterschieden – hinsichtlich Trägertyp,
Inhalt, Abschlussart, Förderintensität und Zielgruppenorientierung. Die vorliegende Begleitdokumentation zu der Evaluierung
enthält Detailinformationen zur stärkeren Differenzierung der Qualifizierungsförderungen, die aus der Studie ausgelagert wurden.
Die vorliegende Studie hat eine umfangreiche Evaluierung der Effektivität und Effizienz der vom Arbeitsmarktservice gesetzten
Qualifizierungsförderungen für arbeitslose Personen zum Gegenstand. Dabei beleuchtet sie nicht nur Effektunterschiede zwischen
zahlreichen Subgruppen von Arbeitslosen, sondern unterscheidet vor allem auch stärker als bisher unterschiedliche Subtypen
von Maßnahmen hinsichtlich Trägertyp, Inhalt, Abschlussart, Förderintensität und Zielgruppenorientierung. Die Ergebnisse illustrieren
eindrücklich: Kurs ist nicht gleich Kurs. Die vom AMS eingesetzten Qualifizierungsförderungen sind äußerst heterogen zum einen
in ihrer Ausgestaltung und zum anderen in ihrer Wirkung. Deshalb bleibt wertvolles Wissen über ihren Einsatz und ihre Wirkung
verborgen, wenn beim Fördermonitoring nicht ausreichend differenziert wird. Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, die Informationslage
zu den umgesetzten Maßnahmen weiter zu verbessern.
Die vorliegende Studie hat eine umfangreiche Evaluierung der Effektivität und Effizienz der vom Arbeitsmarktservice gesetzten
Qualifizierungsförderungen für arbeitslose Personen zum Gegenstand. Dabei beleuchtet sie nicht nur Effektunterschiede zwischen
zahlreichen Subgruppen von Arbeitslosen, sondern unterscheidet vor allem auch stärker als bisher unterschiedliche Subtypen
von Maßnahmen hinsichtlich Trägertyp, Inhalt, Abschlussart, Förderintensität und Zielgruppenorientierung. Die Ergebnisse illustrieren
eindrücklich: Kurs ist nicht gleich Kurs. Die vom AMS eingesetzten Qualifizierungsförderungen sind äußerst heterogen zum einen
in ihrer Ausgestaltung und zum anderen in ihrer Wirkung. Deshalb bleibt wertvolles Wissen über ihren Einsatz und ihre Wirkung
verborgen, wenn beim Fördermonitoring nicht ausreichend differenziert wird. Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, die Informationslage
zu den umgesetzten Maßnahmen weiter zu verbessern.