Das Bauwesen in Europa erholte sich rasch von den negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und wuchs 2022 um weitere 3,0%
gegenüber dem Vorjahr (2021 +5,8%). Das Bauvolumen stieg 2022 in den 19 Euroconstruct-Ländern auf rund 1.900 Mrd. €. Der Ukraine-Krieg
und der damit verbundene Wirtschaftseinbruch in Europa erzeugen ebenso wie die stark gestiegene Inflation Druck auf das europäische
Bauwesen. Euroconstruct erwartet daher für die im Netzwerk vertretenen Länder stagnierende Bauvolumina in den Jahren 2023
und 2024. Ein verschärftes Zinsumfeld und das mangelnde Konsumentenvertrauen belasten insbesondere den Wohnbau, der sich am
ungünstigsten entwickeln dürfte. Impulse könnten vor allem vom Tiefbau ausgehen. In Österreich dürfte die Wachstumsabschwächung
sogar noch stärker ausfallen als im europäischen Durchschnitt – mit +0,2% stagnierte die heimische Bauproduktion bereits im
Jahr 2022. Hintergrund des zaghaften Wachstums sind einerseits die drastischen Baukostensteigerungen, die die hohen nominellen
Zuwächse zunichtemachen. Hinzu kommt die Schwäche im Wohnungsneubau, der im Jahr 2022 schrumpfte und sich auch in den kommenden
Jahren mäßig entwickeln wird. Dies wird nur teilweise durch die Sanierung und einen starken Tiefbau kompensiert.
The Austrian construction industry will stagnate in 2022, despite high production increases. The massive increase in construction
costs, which are expected to rise by around 10 percent in 2022 compared to the previous year, will dampen real growth in the
construction industry significantly. In combination with the already expected downward trend in residential construction,
2023 will also see only low growth rates. The years 2024 and 2025 will then also be characterised by only weak momentum with
rates below 1 percent, despite clear impulses in civil engineering.
Das österreichische Bauwesen verzeichnete in den Jahren 2021 und 2022 die stärksten Kostensteigerungen seit den 1970er-Jahren.
Ziel der vorliegenden Analyse ist die Prognose der Baukostenentwicklung in Österreich für die Jahre 2022 und 2023, getrennt
für die drei Teilindizes. Zunächst werden dafür die zentralen Kostentreiber mittels einer Analyse der Subkomponenten der Baukostenindizes
identifiziert. Die Futures und Spot-Preise für die Rohstoffe Stahl und Öl, welche besonders bedeutsam für die aktuelle Baukostenentwicklung
sind, werden anschließend für eine modellgestützte Prognose herangezogen. Zusätzlich zu einem Normalszenario wird auch eine
Risikoszenario berechnet, welches auf einer ungünstigeren Rohstoffpreisentwicklung basiert.
The recent Euroconstruct forecasts indicate a noticeable weakening of construction activity from 2022 onwards for Austria
and Europe. Although the order situation in Austria remains strong, the assessment has changed significantly since the beginning
of the year. While the Austrian construction industry survived the immediate COVID-19 crisis relatively unscathed, the sector
has been struggling with ongoing construction cost problems since the exceptionally rapid recovery in 2021. The construction
industry has been particularly affected by price increases in essential commodities such as steel and oil. Economic uncertainty
is also increasing, further dampening the construction outlook until 2024.
Das europäische Bauwesen schrumpfte im Krisenjahr 2020 deutlich, wenngleich die Verluste geringer ausfielen als noch Anfang
2021 erwartet. Wie sich zeigte, war das Bauwesen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft weniger stark von der COVID-19-Krise betroffen
und erholte sich deutlich rascher. Bereits 2021 wurde das Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern wieder deutlich ausgeweitet
(+5,6%) und erreichte zum Jahresende 1.740 Mrd. €, womit die Bauproduktion schon im ersten Jahr nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie
das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 übertraf. Der Aufschwung im Bauwesen dürfte, wenn auch mit abnehmender Dynamik, über den
gesamten Prognosezeitraum bis 2024 anhalten. Ab 2022 dürfte dabei insbesondere der Tiefbau Wachstumsimpulse liefern. Im Vergleich
zum Durchschnitt der Euroconstruct-Länder war das Wachstum der Bauwirtschaft in Österreich 2021 relativ schwach (+5,4%). Allerdings
war die österreichische Bauproduktion 2020 im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich eingebrochen. Am stärksten nahm
2021 die Bautätigkeit im sonstigen Hochbau zu (z. B. Industrie , Büro , Geschäftsgebäude); hier kam es nach dem Einbruch des
Vorjahres (–8,6%) zu einem spürbaren Aufholeffekt (+8,0%), wenngleich das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht wurde. Aber
auch die krisenresistenteren Bereiche Tiefbau und Wohnbau profitierten von der dynamischen Entwicklung und der gemäß WIFO-Konjunkturtest
optimistischen Stimmung in der Bauwirtschaft.
Die wirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Bundesländer stand im III. Quartal 2021 weiterhin im Zeichen einer kräftigen
nationalen wie internationalen Erholung. Die konjunkturellen Aufholprozesse betreffen alle Bundesländer gleichermaßen und
fußen auf einer breiten sektoralen Basis. Die aufhellende wirtschaftliche Entwicklung sorgt auch für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt,
was sich in steigenden Beschäftigungszahlen sowie sinkender Arbeitslosigkeit widerspiegelt.
Die Wiener Wirtschaft erholte sich im zweiten Pandemiejahr nach dem tiefen Einbruch im Krisenjahr 2020 rasch. Gestützt durch
Rebound-Effekte im Konsum und kräftige internationale Nachfrageimpulse (auch) nach Dienstleistungen nahm die regionale Bruttowertschöpfung
im 1. Halbjahr 2021 um real 4,3% zu, im gesamten Jahr 2021 dürfte das regionale Wachstum 5,0% erreicht haben. In Wien vor
allem durch Aufwärtstendenzen in den (arbeitsintensiveren) Dienstleistungsbereichen ausgelöst, ließ diese Erholung eine markante
und auch im nationalen Vergleich hohe Beschäftigungsdynamik zu (2021: Wien +3,2%, Österreich +2,4%). Damit dürfte die Arbeitslosenquote
2021 bei 12,7% zu liegen kommen, nach noch 15,1% im Jahr 2020. 2022 ist nach WIFO-Vorausschau eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz
zu erwarten, was auch die Arbeitsmarktlage in Wien nochmals leicht verbessern wird. Zu erwarten ist ein weiterer Zuwachs der
regionalen Wertschöpfung von real 4,1% und der Wiener Beschäftigung von 1,8%, die Arbeitslosenquote sollte damit weiter auf
12,1% zurückgehen und nur noch marginal über ihrem Vorkrisenniveau liegen.
The economic picture in 2021 turned out better in the Austrian construction sector than predicted six months ago. Current
official baseline data show a smaller decline in construction in 2020. Additionally, strong momentum in the first half of
2021 points to a significantly higher increase in construction output in 2021. Growth in the construction sector as a whole
thus remained close to the overall European trend. Non-residential and civil engineering showed a relatively strong expansive
development in 2021 which can be seen as a counter-reaction to the negative impact of the pandemic in the year before. Residential
construction, which recorded the smallest declines and is already at a high level, shows the lowest growth potential.
Die konjunkturelle Dynamik der heimischen Wirtschaft steht im I. Quartal 2021 weiterhin im Zeichen der COVID-19-Pandemie,
welche sich in einem Rückgang der Beschäftigung sowie einem Anstieg in der Arbeitslosigkeit widerspiegelt. Aufgrund der pandemiebedingten
Verwerfungen im heimischen Tourismus zeigen sich regional insbesondere die westlichen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg
stärker betroffen.
In line with the European trend, the pandemic also affected the Austrian construction industry. After the landslide declines
in the spring of 2020, the situation stabilised visibly, and many sectors were able to return to pre-crisis levels as early
as the summer of 2020. After the turn of the year, momentum in construction picked up significantly in March 2021, and despite
renewed lockdowns in many sectors of the economy, construction was able to continue its recovery path relatively unhindered.
Total construction is expected to grow by 3.5 percent in 2021 in Austria, with the best outlook non-residential construction
– however this must be seen as a counter-reaction to the crisis, as this was also the sector where the biggest losses were
recorded in 2020.