Im Rahmen dieses Projektes werden die Lebensbedingungen und die Lebensqualität der Bevölkerung in Niederösterreich mittels
einer breit angelegten Befragung sowie einer Analyse sekundärstatistischer Daten untersucht. Die Studie beleuchtet die Themenfelder
Leben, Arbeit, Wohnen und Mobilität, deren Teilbereiche als wichtige Aspekte für Lebensqualität und Lebenszufriedenheit gelten.
Neben der Wahrnehmung der aktuellen Situation widmet sich die Befragung auch den Erwartungen der Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen
für die Zukunft. Die hohe Beteiligung an der Befragung erlaubt eine Auswertung nach soziodemographischen Merkmalen. Der Abbildungsband
zeigt die Auswertung aller Fragen nach Geschlecht, Alter, höchster abgeschlossener Ausbildung, Erwerbsstatus, Region, Regionstyp
und Gemeindegröße.
Die vorliegende Umverteilungsstudie des WIFO zum Jahr 2015 beruht auf den aktuellsten verfügbaren und verknüpfbaren Daten.
Ausgehend von der Verteilung der Markt- und Primäreinkommen (Markteinkommen, Pensionen und nettoimputierte Mieten) werden
die Verteilungswirkungen der von den privaten Haushalten geleisteten Sozialbeiträge, direkten und indirekten Steuern und der
von ihnen empfangenen Geld- und Sachleistungen der öffentlichen Hand in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen,
Arbeitslosigkeit und Bedarfsorientierte Mindestsicherung analysiert. Vor Umverteilung betrug das durchschnittliche Einkommen
der Haushalte im obersten Zehntel der Einkommensverteilung das 30-Fache der Haushalte im untersten Zehntel, nach Umverteilung
nur das 5,5-Fache. Die Umverteilung erfolgte von den Haushalten im oberen zu den Haushalten im unteren Drittel der Verteilung
der Primäreinkommen. Öffentliche Sachleistungen lieferten den größten Beitrag zur Umschichtung vor den einkommensabhängigen
Abgaben (Sozialbeiträge und direkte Steuern) und den öffentlichen Geldleistungen (ohne Pensionen). Die regressive Wirkung
der indirekten Steuern senkte das Umverteilungsausmaß leicht. War die Ungleichheit sowohl der Primär- als auch der Sekundäreinkommen
(Primäreinkommen nach Abzug aller direkten und indirekten Abgaben zuzüglich aller öffentlichen Geld- und Sachleistungen) zwischen
2000 und 2010 gestiegen, so kehrte sich diese Entwicklung zwischen 2010 und 2015 um. Da sich in diesem Zeitraum auch das Ausmaß
der Umverteilung erhöhte, ging die Ungleichheit der Sekundärverteilung noch stärker zurück. Dieser Entwicklung lagen gegenläufige
Veränderungen in Haushalten mit unterschiedlichen soziodemographischen Merkmalen zugrunde. – Die Analyse verwendet Daten aus
dem European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC), der Konsumerhebung und dem Household Finance and
Consumption Survey (HFCS).
Die Untersuchung der Umverteilungswirkungen der staatlichen Aktivitäten in Österreich im Jahr 2010 schließt an die bisherigen
Arbeiten des WIFO zu diesem Thema an. Mit einer Abgabenquote von 40,8% und einer Staatsausgabenquote von 53% des BIP weist
Österreich ähnlich wie die skandinavischen Länder, Belgien, Frankreich und Italien ein hohes Umverteilungspotential des Staates
auf. Die Umverteilung erfolgt vor allem über die Ausgabenseite. Durch die regressive Struktur der indirekten Steuern und Sozialabgaben
und das relativ niedrige Gewicht der Steuern auf Einkommen und Vermögenserträge verteilt das Abgabensystem nur in geringem
Maß um. Eindeutig umverteilend wirken dagegen die wohlfahrts- und sozialstaatlichen Leistungen der öffentlichen Hand: Neben
den Pensionsausgaben entfällt der Großteil der sozialen Geld- und Sachleistungen auf die Bereiche Gesundheit, Bildung und
Familie und kommt allen Haushalten unabhängig von ihrem Einkommen gleichermaßen zugute, sodass deren relative Bedeutung für
Haushalte mit niedrigem Einkommen deutlich höher ist als für einkommenstärkere Haushalte. Leistungen im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit
sowie die Sozialhilfe, die Wohnbeihilfe, die Hinterbliebenenpensionen, das Pflegegeld und einzelne Familienleistungen wie
das Kinderbetreuungsgeld und die öffentliche Kinderbetreuungsinfrastruktur werden hingegen aufgrund der stärkeren Betroffenheit
häufiger von Haushalten mit niedrigem Einkommen in Anspruch genommen und bilden für diese einen substanziellen Einkommensbestandteil.
Zwischen 2000 und 2005 und vor allem zwischen 2005 und 2010 wurde die Verteilung der Primäreinkommen der privaten Haushalte
deutlich ungleicher. Auch die Sekundäreinkommen (Primäreinkommen nach Abzug aller direkten und indirekten Abgaben zuzüglich
aller monetären und realen öffentlichen Transfers), die zwischen 2000 und 2005 relativ stabil geblieben waren, waren 2010
ungleicher verteilt als Mitte der 2000er-Jahre.
Alois Guger (Projektleitung), Martina Agwi, Adolf Buxbaum, Eva Festl, Käthe Knittler, Verena Halsmayer, Hans Pitlik, Simon Sturn, Michael Wüger
Mit finanzieller Unterstützung von: Bundeskanzleramt – Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz – Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Die Verteilung der Markteinkommen wird in Österreich durch die Aktivitäten des Staates in beträchtlichem Ausmaß korrigiert.
Die Sekundärverteilung, d. h. die Verteilung der Einkommen nach Berücksichtigung aller Abgaben und öffentlichen Leistungen,
ist deutlich gleichmäßiger als die Verteilung der Primär- oder Markteinkommen. Während die öffentlichen Abgaben insgesamt
weitgehend proportional wirken und alle Einkommensschichten in Relation zu ihrem Markteinkommen gleichmäßig belasten, wirken
die Staatsausgaben stark progressiv: Sie kommen zum einen Bedürftigeren stärker zugute als Wohlhabenden, zum anderen ist ihre
ökonomische Bedeutung für die niedrigen Einkommen viel größer. Obwohl universelle wohlfahrtsstaatliche Leistungen und horizontale
Verteilungsprinzipien dominieren, erfolgt eine deutliche vertikale Umverteilung; die Staatsausgaben, die an private Haushalte
fließen, wirken in Summe eindeutig progressiv auf die Einkommensverteilung. Der Progressionsgrad der monetären und realen
öffentlichen Transfers hat in den letzten 15 Jahren zugenommen. Berücksichtigt man neben dem Einkommen auch die Haushaltsgröße,
so entfielen im Jahr 2005 auf das untere Drittel der Nicht-Selbständigenhaushalte gut 43% aller öffentlichen Transfers, auf
das mittlere gut 31% und auf das obere 25%. In Relation zu den auf dem Markt erzielten Bruttoeinkommen betragen die öffentlichen
Leistungen (ohne Pensionen, die hier als Markteinkommen behandelt werden) im unteren Drittel 84%, im mittleren Drittel 29%
und im oberen 12%. Im Durchschnitt betrugen die hier analysierten Staatsausgaben 2005 27% der Bruttomarkteinkommen.
Alois Guger (Projektleitung), Martina Agwi, Adolf Buxbaum, Eva Festl, Käthe Knittler, Verena Halsmayer, Hans Pitlik, Simon Sturn, Michael Wüger
Die Verteilung der Markteinkommen wird in Österreich durch die Aktivitäten des Staates in beträchtlichem Ausmaß korrigiert.
Die Sekundärverteilung, d. h. die Verteilung der Einkommen nach Berücksichtigung aller Abgaben und öffentlichen Leistungen,
ist deutlich gleichmäßiger als die Verteilung der Primär- oder Markteinkommen. Während die öffentlichen Abgaben insgesamt
weitgehend proportional wirken und alle Einkommensschichten in Relation zu ihrem Markteinkommen gleichmäßig belasten, wirken
die Staatsausgaben stark progressiv: Sie kommen zum einen Bedürftigeren stärker zugute als Wohlhabenden, zum anderen ist ihre
ökonomische Bedeutung für die niedrigen Einkommen viel größer. Obwohl universelle wohlfahrtsstaatliche Leistungen und horizontale
Verteilungsprinzipien dominieren, erfolgt eine deutliche vertikale Umverteilung; die Staatsausgaben, die an private Haushalte
fließen, wirken in Summe eindeutig progressiv auf die Einkommensverteilung. Der Progressionsgrad der monetären und realen
öffentlichen Transfers hat in den letzten 15 Jahren zugenommen. Berücksichtigt man neben dem Einkommen auch die Haushaltsgröße,
so entfielen im Jahr 2005 auf das untere Drittel der Nicht-Selbständigenhaushalte gut 43% aller öffentlichen Transfers, auf
das mittlere gut 31% und auf das obere 25%. In Relation zu den auf dem Markt erzielten Bruttoeinkommen betragen die öffentlichen
Leistungen (ohne Pensionen, die hier als Markteinkommen behandelt werden) im unteren Drittel 84%, im mittleren Drittel 29%
und im oberen 12%. Im Durchschnitt betrugen die hier analysierten Staatsausgaben 2005 27% der Bruttomarkteinkommen.