Österreichs Arbeitsmarkt trotzte 2022 dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und der hohen Inflation. Der Aufschwung hielt an.
Die Beschäftigung wuchs so kräftig wie zuletzt vor fast 50 Jahren und die Arbeitslosenquote sank auf den niedrigsten Stand
seit 2008. 2023 dürfte die gedämpfte Konjunktur nur schwach auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. Eine zentrale Herausforderung
bleibt die Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Sie ist trotz Rückgangs immer noch deutlich höher als vor der Finanzmarkt- und
Wirtschaftskrise 2008/09.
Der Privatkonkurs bietet überschuldeten Personen die Möglichkeit, eine Restschuldbefreiung zu erlangen. Von 1995 bis Ende
2021 wurden in Österreich insgesamt etwa 197.000 Privatkonkursanträge gestellt. Die jährliche Zahl der Anträge stieg bis Ende
der 2000er-Jahre kontinuierlich an. Seither lassen sich größere Sprünge in den Fallzahlen beobachten, vor allem im Zusammenhang
mit Reformen und Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen, wie etwa in der COVID-19-Krise. In der Analyse zeigen sich
auch Zusammenhänge mit der Konjunktur und der Bevölkerungsdichte, wobei die Konkursquoten vor allem in urbanen Gebieten hoch
sind. Zur Untersuchung detaillierter kausaler Zusammenhänge sowie der Auswirkungen der rezenten Teuerungswelle sind jedoch
vertiefende Analysen erforderlich.
Die vorliegende Studie untersucht ausgewählte Gestaltungselemente der österreichischen Arbeitslosenversicherung hinsichtlich
ihres Potentials, die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu fördern bzw. Arbeitslosigkeit zu verfestigen. Aufbauend auf ökonomischer
Theorie sowie internationaler und nationaler empirischer Evidenz werden die Auswirkungen möglicher Reformszenarien (degressive
Gestaltung der Nettoersatzrate, Wegfall der Zuverdienstmöglichkeit, Verbesserung der Betreuungsrelation) unter Berücksichtigung
von Verhaltensänderungen simuliert. Im Fokus der Analyse stehen die Effekte auf die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher, auf
die Höhe der Existenzsicherungsleistungen und auf den Budgeteinsatz für die Arbeitslosenversicherung sowie die Systeme der
Bedarfsorientierten Mindestsicherung (bzw. Sozialhilfe).
Das vorliegende Paper beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung die Digitalisierung für Planung, Praxis und Wirksamkeit
von Sozialpolitik in Österreich hat. Auf Basis facheinschlägiger Literatur werden bestimmte Dimensionen von Digitalisierung
und ihre Relevanz für die Sozialpolitik besprochen. Im Vergleich zu anderen Beiträgen, die sich mit Reaktionsmöglichkeiten
des Wohlfahrtsstaates auf Digitalisierung in der Produktion und auf dem Arbeitsmarkt beschäftigen, liegt der Fokus auch auf
Digitalisierungsformen im (wohlfahrts-)staatlichen Handeln selbst und wie diese Dimensionen mit sozialer Ungleichheit zusammenhängen.
Vier Dimensionen werden besprochen: 1. Digitalisierung von Amtswegen und politischer Partizipation, 2. Daten und Politikevaluierung,
3. Kommunikation, 4. Reaktionsmöglichkeiten des Wohlfahrtsstaates auf die Digitalisierung der Produktion. Der Beitrag schließt
mit ausgewählten Vorschlägen für zukünftige Forschung.