Im vorliegenden Beitrag werden die Auswirkungen der Steuerreform 2022/2024 in der im Ministerrat am 15. Dezember 2021 beschlossenen
Fassung mit Hilfe des WIFO-Macromod ex ante abgeschätzt. Dabei werden zwei Modellvarianten verwendet: erstens das Standardmodell,
um den Vergleich mit früheren Steuerreformen zu erleichtern, und zweitens eine Modellvariante, die eine kurzfristig schwächere
Reaktion des privaten Konsums auf Einkommensänderungen unterstellt. Mit der zweiten Variante soll der deutlich erhöhten privaten
Ersparnisbildung in der COVID-19-Krise und ihrem Einfluss auf die private Konsumnachfrage Rechnung getragen werden. Die Variante
mit niedriger Konsumelastizität wurde auch für die Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Wirkung der Steuerreformmaßnahmen
durch das WIFO herangezogen. Die Ergebnisse der Modellrechnungen werden jeweils in Form einer kumulierten Abweichung zum Basisszenario
– der mittelfristigen WIFO-Prognose 2022 bis 2026 ohne Steuerreform vom 8. Oktober 2021 – ausgewiesen. Durch die Steuerreform
werden die privaten Haushalte im Zeitraum 2022 bis 2026 um insgesamt rund 25 Mrd. € entlastet (gemäß WIFO-Schätzung). Die
Unternehmen werden ab 2023 (mit effektiver Wirksamkeit ab 2024) bis 2026 kumuliert mit 2,8 Mrd. € unterstützt. Gegenüber den
Begutachtungsentwürfen zum Bundesfinanzgesetz vom 18. November ist die Entlastung der privaten Haushalte in der nunmehr beschlossenen
Fassung der Steuerreform 2022 um 400 Mio. € höher, kumuliert bis 2026 jedoch um 850 Mio. € geringer. Der Einnahmenentgang
des Staates wird durch eine CO2-Bepreisung und durch Mehreinnahmen, die sich aus einer durch die Entlastung induzierten höheren
wirtschaftlichen Aktivität ergeben, gedämpft (2022 um 16% und 2026 um 64%). Gegenüber dem Basisszenario erhöht die Steuerreform
das reale BIP um 0,8% und die Beschäftigung um 27.600 Personen (+0,6%); die Staatsverschuldung nimmt um 13,2 Mrd. € und die
Schuldenquote um 1,5 Prozentpunkte zu (jeweils kumuliert bis 2026).
JEL-Codes:E22, E23, E24, O52
Keywords:Steuerreform 2022/2024, Öffentliche Haushalte, Österreich, WIFO-Macromod, Modellsimulationen
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen – Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Sprache:Deutsch
Tax Reform 2022-2024 – Macroeconomic Effects
This article estimates ex ante effects of the 2022-2024 tax reform as adopted by the council of ministers on 15 December 2021.
Two variants of the WIFO macroeconomic model (Macromod) are applied: the standard model to facilitate comparison with previous
tax reform assessments, and a model variant that assumes a weaker short-term response of private consumption to income changes.
This second variant aims to account for significantly increased private saving during the COVID-19 crisis and its impact on
private consumption demand; it was used by WIFO to assess the macroeconomic impact of the tax reform measures. The results
of the model simulations are expressed as cumulative deviations from the baseline scenario – the medium-term WIFO forecast
2022 to 2026 without tax reform of 8 October 2021. The tax reform will relieve private households by 25 billion € in the period
2022 to 2026 (according to WIFO estimates). Firms will be supported by a cumulative amount of 2.8 billion € from 2023 (becoming
effective in 2024) to 2026. Compared with the Draft of the Federal Finance Act of 18 November, the relief for private households
in the final draft submitted to the parliament, the tax reform is 400 million € higher in 2022, but cumulatively 850 million
€ lower by 2026. The government's revenue loss is dampened by a CO2 tax and additional revenues resulting from higher economic
activity induced by the tax cuts (by 16 percent in 2022 and by 64 percent in 2026). Compared with the baseline scenario, the
tax reform will increase real GDP by 0.8 percent and employment by 27,600 persons (+0.6 percent); government debt rises by
13.2 billion € and the debt ratio by 1.5 percentage points by 2026 (in cumulative terms by 2026).