Ina Meyer, Franz Sinabell, Gerhard Streicher (WIFO), Heide Spiegel (AGES), Andreas Bohner (Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein)
Die Pariser Klimaziele sind nach Berechnungen mit globalen Klimamodellen nur durch negative Emissionen, also durch Entnahme
eines Teils des ausgestoßenen CO2 aus der Atmosphäre und Speicherung zu erreichen. Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung in Böden
(Soil Carbon Sequestration – SCS) durch Humusaufbau in Ackerland und Grünland sind Teil der internationalen Kohlenstoff-Agenda,
etwa im Rahmen der "4-per-mille"-Initiative. Sie tragen zugleich zur Anpassung an den Klimawandel und zur Ernährungssicherheit
bei und weisen somit wichtige Zusatznutzen (Co-Benefits) auf. Der vorliegende Beitrag entwirft ein "4-per-mille"-Szenario
für Österreich und schätzt die einzel- und gesamtwirtschaftlichen Effekte ausgewählter SCS-Maßnahmen. Die einzelwirtschaftlichen
Kosten reichen von 0 € je ha und Jahr im Feldfutterbau bis zu 450 € je ha und Jahr bei der Nichtnutzung von Moorböden als
Ackerflächen. Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind leicht positiv und belaufen sich auf 100 Mio. € p. a. SCS-Maßnahmen
verursachen den einzelnen Landwirt:innen in der Regel zusätzliche Kosten, während die Vorteile oftmals nicht monetärer Natur
sind. Daher sollte die Umstellung auf eine klimaschonende und resiliente Landwirtschaft durch agrarpolitische Programme und
finanzielle Anreize, wie sie aus dem Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) bekannt sind, begleitet
werden.
Die landwirtschaftliche Produktion trägt erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Zugleich leidet die Landwirtschaft
zunehmend unter Extremwetterereignissen wie Trockenheit, Dürre und Starkniederschlägen. Die daraus folgenden Ernte- und Produktivitätseinbußen
rücken das Thema der Ernährungssicherheit in den Fokus der Diskussion um Klimaschutz und Anpassung der landwirtschaftlichen
Produktion bzw. der Ernährungsweise an den Klimawandel. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen
Analyse zur Bedeutung einer klimagerechten Landwirtschaft und Ernährungsweise. Dabei werden zwei Hebel für eine nachhaltige
Transformation näher beleuchtet, der Humusaufbau und die Verringerung des Konsums tierischer Lebensmittel.
As a result of the measures taken to contain the COVID-19 pandemic, Austria's economic output decreased by 6.7 percent in
2020 compared with the previous year. Greenhouse gas emissions fell by 7.7 percent (or 6.1 million t CO2 equivalents)
and reached their lowest level since 1990. The transport sector accounted for more than half of the total decrease in greenhouse
gas emissions compared to 2019. However, the emissions reductions do not reflect structural improvements in energy or emissions
intensity; rather, they are short-term declines resulting from reduced economic activity and limited private mobility due
to COVID-19 related restrictions and increased home-office schemes. Therefore, consistent implementation of measures leading
to a sustainable reduction of greenhouse gas emissions is required to achieve the climate policy objectives, in particular
the Austrian target of climate neutrality by 2040.
Infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie schrumpfte Österreichs Wirtschaftsleistung 2020 um 6,7% gegenüber
dem Vorjahr. Die Treibhausgasemissionen sanken um 7,7% ( 6,1 Mio. t CO2-Äquivalente) und erreichten den niedrigsten Stand
seit 1990. Der Verkehrssektor trug dabei im Vorjahresvergleich über die Hälfte zum Gesamtrückgang bei. Die Emissionsreduktionen
spiegeln allerdings keine strukturelle Verbesserung der Energie- oder Emissionsintensität wider. Es handelt sich vielmehr
um kurzfristige Rückgänge infolge der verringerten Wirtschaftsleistung und der eingeschränkten privaten Mobilität durch Verkehrsbeschränkungen
und Homeoffice. Für die Erreichung der klimapolitischen Zielsetzungen, insbesondere des österreichischen Ziels der Klimaneutralität
bis 2040, ist daher eine konsequente Umsetzung von Maßnahmen erforderlich, die zu einer nachhaltigen Reduktion der Treibhausgasemissionen
führen.
Die vorliegende Kurzstudie bietet Evidenz zu technologischen Entwicklungen in Österreich, die die Transformation zur Kreislaufwirtschaft
unterstützen. Derartige Tätigkeiten spielen im österreichischen Innovationssystem – unter Berücksichtigung wichtiger Einschränkungen
bei der Messung – sowohl in absoluten als auch in anteilsmäßigen Zahlen nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem sind technologisch
und kommerziell relevante Entwicklungstätigkeiten zu beobachten. Eine Fallstudie zur Etablierung von Kreislaufwertschöpfungsketten
im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien zeigt die Bedeutung umfassender wirtschaftlicher, sozialer und FTI-politischer Ansätze,
die für eine Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft notwendig sind. In dem erforderlichen "whole of government"-Ansatz
kann der Rat für Forschung und Technologieentwicklung eine wichtige Koordinationsrolle übernehmen.
This study identifies environmentally friendly growth potential of selected sectors in Uganda. An innovative survey of owners
and top managers of firms in sectoral value chains in Uganda enables a ranking of economic growth prospects, on the one hand,
and aspects of sustainability, on the other hand. The results reveal employment, investment and export growth potential at
the sector level. The findings suggest a double dividend related to green growth. The sustainability ranking has identified
other priority sectors than the economic growth ranking. Hence, the lever for green growth policies (e.g., green finance)
appears to be higher in the sectors that also exhibit bigger growth potential. In addition, green growth requires supporting
industrial sectors, more sustainable business practices and resolving issues related to the public administration's enforcement
of environmental regulations.
Der Agrarsektor ist von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen und trägt zur Freisetzung von Treibhausgasen (THG)
bei. Der Landwirtschaft kommt somit eine entscheidende Bedeutung bei der Bewältigung der Klimakrise und in der Ernährungssicherheit
zu. Eine steigende Nachfrage nach Agrarprodukten und eine wachsende Flächenkonkurrenz der Landwirtschaft mit Siedlungsstrukturen
und agrarischen Rohstoffen für erneuerbare Energieträger führen potentiell zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen
Produktionssysteme mit negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme und ihre Leistungen. Die Studie untersucht vor diesem Hintergrund
anhand von Literatur und statistischen Daten vier thematische Schwerpunkte, die für eine Weichenstellung hin zu einer zukunftsfähigen
Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung sind: Erstens die Auswirkungen landwirtschaftlicher Produktion auf verschiedene
Ökosystemleistungen, zweitens die agrarpolitischen und fiskalischen Rahmenbedingungen der landwirtschaftlichen Produktion
in der EU und in Österreich, drittens die ökologischen Auswirkungen des internationalen Agrarhandels sowie viertens Politik-
und Managementansätze für eine klimaorientierte und multifunktionale Landwirtschaft.
Die Transformation zu einer CO2-armen Wirtschaft auf der Basis von erneuerbaren Energietechnologien führt zu einem erheblichen
Anstieg der Nachfrage nach Rohstoffen. Auf globaler Ebene würde eine konzertierte Umsetzung der Pariser Klimaziele nach Berechnungen
der Internationalen Energieagentur eine Vervierfachung des Materialbedarfs für saubere Energietechnologien bis 2040 bedeuten.
Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Nachfrage nach
batteriebetriebenen Fahrzeugen, da deren Bestand stark steigen müsste, um den Verkehr zu dekarbonisieren. Die Zahl der elektrisch
betriebenen Pkw könnte daher bis 2040 auf über 5 Mio. ansteigen (Maximalszenario). Aufgrund der begrenzten Lebensdauer von
Energiespeichern folgt daraus ein wachsendes Aufkommen an End-of-Life-Lithium-Ionen-Batterien (EoL-LIB) von bis zu 144.000
t pro Jahr, das entsprechend entsorgt werden müsste. Der vorliegende Beitrag analysiert die ökonomischen Auswirkungen der
Sammlung, Behandlung und des Recyclings von verbrauchten Lithium-Ionen-Batterien in Österreich. Die Bewertung der notwendigen
Investitionen und der Betriebskosten zeigt, dass die Profitabilität von Recyclinganlagen wesentlich vom Verkaufspreis der
gewonnenen Rohstoffe auf dem Weltmarkt abhängt. Bei ungünstiger Preisentwicklung muss die Profitabilität durch die Einhebung
einer Entsorgungsgebühr von zumindest 0,185 € je kg EoL-LIB sichergestellt werden. Der gesamtwirtschaftliche Effekt ist in
allen drei untersuchten Preisszenarien positiv. Das Recycling von LIB trägt nicht zuletzt zu öffentlichen Gütern wie Klimaschutz
und Ressourcensicherheit bei.
Mark Sommer, Ina Meyer (WIFO), Silvia Scherhaufer, Florian Part, Peter Beigl (ABF-BOKU)
A concerted worldwide effort to reach the goals of the Paris Agreement, i.e., climate stabilisation to well below +2°C above
pre-industrial levels, and decarbonisation until mid-century, brings about a substantial increase in raw material demand for
clean energy technologies. Yet, energy transition raw materials show high emission intensities in production. Producing secondary
resources, in particular metals, from recycling End-of-Life (EoL) waste streams of photovoltaics, e-vehicles, and wind (PEW)
requires substantially less energy input than converting it from ore. Recovering resources from waste streams through recycling
therefore relieves pressure i.a. in primary resource supply, and climate mitigation. Despite a growing stock of literature
on the beneficial effects of circular material principles such as recycling, the evidence base for its economic potentials
at system level (i.e., for nation states) remains vague. The aim of the study is firstly, to quantify the potential of EoL
waste streams of PEW, including the strategic raw materials for recycling resulting from decarbonizing the Austrian economy,
and secondly, to assess the economic impacts from potential recycling loops of PEW using the macroeconomic model WIFO.DYNK.
Results show that from an investor's point of view, recycling plants appear not to be profitable under different price assumptions.
Introducing a minimum "gate-fee" for EoL waste streams can yet trigger the profitability and ensure relevant investments for
recycling are made. From a macroeconomic point of view, it brings about value-added and employment creation, and additional
dividends in the spheres of climate mitigation and resource security.
Peter Beigl, Silvia Scherhaufer, Florian Part, Aleksander Jandric, Stefan Salhofer (ABF-BOKU), Thomas Nigl, Michael Altendorfer, Bettina Rutrecht, Roland Pomberger (Montanuniversität Leoben), Ina Meyer, Mark Sommer (WIFO)
Das aktuelle Regierungsprogramm 2020/2024 zielt u. a. darauf ab, geeignete Maßnahmen zur CO2-Reduktion im Hinblick
auf das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2040 zu entwickeln und umzusetzen. Als konkrete Beispiele werden auch die
Bereiche E-Mobilität und Modelle zur Kreislaufwirtschaft genannt. Die Bedeutung von Elektrofahrzeugen und damit die Nachfrage
nach Lithium-Ionen-Batterien (LIB) wird auf Basis des Klimaneutralitätsziels deutlich zunehmen. In Österreich wird ein maßgeblicher
Anstieg des Anteils an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen erwartet. Maßnahmen, um die knappen und wertvollen Materialien
der Elektromobilität, insbesondere der Lithium-Ionen-Batterien (LIB), in einer kreislauforientierten Wirtschaft zu halten,
sind frühzeitig zu setzen und erfordern fundierte Entscheidungen hinsichtlich Recycling, Re-Use, Technologiemix, Systemaufbau
und wirtschaftspolitischem Rahmen. Ziel der Studie ist die Entwicklung einer Wertschöpfungskette für das Recycling von LIB.
Es werden die Rahmenbedingungen für einen vollständigen Recyclingprozess in Österreich aufgezeigt, bewertet und eine Technologie-Roadmap
für ein ganzheitliches System – von Second-Life-Ansätzen bis zu Rücknahme- bzw. Sammelsystemen und innovativen Recyclingtechnologien
– erstellt. Schließlich wird diese Roadmap auf der Grundlage eines kohlenstoffarmen Energieszenarios der österreichischen
Wirtschaft mit zirkulärer Ressourcennutzung hinsichtlich der wirtschaftlichen Effekte analysiert.