24. Jänner 2000 • Günstige mittelfristige Wachstumsaussichten, aber anhaltende Budgetprobleme. Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft für 2000 bis 2004 • Ewald Walterskirchen, Andrea Weber

Die guten Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung in der EU begünstigen in den kommenden 5 Jahren auch Österreich. Die dynamische Zunahme des Exports strahlt auf die inländische Nachfrage aus. Die heikle Budgetsituation wird sich aber durch das Wirtschaftswachstum allein nicht wesentlich verringern. Um die Vorgaben des Stabilitätsprogramms der österreichischen Bundesregierung einzuhalten, sind umfangreiche strukturelle Maßnahmen nötig.

Die österreichische Wirtschaft wird im Prognosezeitraum 1999/2004 mit durchschnittlich +2,5% stärker wachsen als in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre (+2,1%)  ). Der Konjunkturhöhepunkt dürfte im Jahr 2001 erreicht werden. Für die zwei Jahre danach wird eine Konjunkturdelle in der EU unterstellt. Die anschließende Beschleunigung des Wachstums erklärt sich ebenfalls aus dem innereuropäischen Konjunkturzusammenhang. Im Durchschnitt der Periode dürfte das Wirtschaftswachstum in Österreich wegen der leicht restriktiven Effekte der zu erwartenden Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung geringfügig unter jenem der EU (2,6%) liegen. Die Mehrheit der EU-Staaten ist im Bemühen um eine Rückführung des Defizits der öffentlichen Haushalte weiter fortgeschritten als Österreich.

Der Preisauftrieb wird mit einer Inflationsrate von durchschnittlich 1% pro Jahr weiterhin sehr niedrig eingeschätzt. Hauptverantwortlich dafür sind eine mäßige Lohnentwicklung im Gefolge zunehmender EU-Konkurrenz, die erwartete Stabilisierung der relativ hohen Rohölpreise ab dem Jahr 2000 sowie weitere Liberalisierungen und Preissenkungen in den Bereichen Telekommunikation und Elektrizitätswirtschaft.

Übersicht 1: Hauptergebnisse

 

Æ 1995/ 1999

Æ 1999/ 2004

1999

2000

2001

2002

2003

2004

 

Jährliche Veränderung in %

                 

Bruttoinlandsprodukt

               

  Real

+ 2,1

+ 2,5

+ 2,2

+ 2,8

+ 2,8

+ 2,5

+ 1,9

+ 2,4

  Nominell

+ 3,1

+ 3,4

+ 2,9

+ 3,6

+ 3,9

+ 3,4

+ 2,9

+ 3,5

Verbraucherpreise

+ 1,2

+ 1,0

+ 0,5

+ 1,1

+ 1,0

+ 0,9

+ 0,9

+ 0,9

Unselbständig Beschäftigte1)

+ 0,5

+ 0,8

+ 1,2

+ 1,0

+ 0,9

+ 0,7

+ 0,5

+ 0,6

                 
 

In %

                 

Arbeitslosenquote

               

  In % der Erwerbspersonen2)

4,5

4,0

4,4

4,2

4,1

3,9

4,0

3,9

  In % der unselbständigen Erwerbspersonen3)

7,0

6,1

6,7

6,5

6,2

6,0

6,1

5,9

                 
 

In % des BIP

                 

Leistungsbilanzsaldo

- 2,3

- 2,0

- 2,3

- 2,3

- 2,0

- 1,9

- 1,8

- 1,9

Finanzierungssaldo des Staates

- 2,6

- 1,8

- 2,1

- 2,2

- 1,9

- 1,8

- 1,8

- 1,6

 1)  Ohne Präsenzdiener und Bezieher von Karenzurlaubsgeld. –  2)  Laut Eurostat. –  3)  Laut Arbeitsmarktservice.

Aufgrund der günstigen Konjunktur und nicht zuletzt auch durch die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplanes für Beschäftigung (NAP) verbessert sich die Arbeitsmarktsituation weiter deutlich. Die Zahl der Erwerbstätigen nimmt 2000/2004 kumuliert um etwa 90.000 zu. Das Ziel, die Beschäftigung von 1997 bis 2002 um 100.000 zu steigern, wird schon zwei Jahre früher als geplant erreicht. Die Arbeitslosenquote wird jedoch (laut EU-Definition) nur auf 3,9% der Erwerbspersonen sinken; das Ziel einer Quote von 3,5% im Jahr 2002 gemäß NAP erscheint bei gegebener Konjunkturperspektive, unveränderten arbeitsmarktpolitischen Ausgaben und straffer Budgetpolitik kaum erreichbar.

Aufgrund der Steuerreform 2000 und des "Familienpakets" verschlechtert sich die Budgetsituation im Jahr 2000. Das Ziel des Stabilitätsprogramms, das Defizit aller öffentlichen Haushalte bis zum Jahr 2002 auf 1,4% des BIP zu senken, wird nach der vorliegenden Prognose (1,8%) deutlich verfehlt, wenn nicht zusätzliche strukturelle Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen werden. Unter den gegebenen Prognoseannahmen würde dieses Ziel des Stabilitätsprogramms auch im Jahr 2004 noch nicht erreicht.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/2000!