Arbeitslosigkeit bleibt hoch

31.12.2018

Aufwind auf dem Arbeitsmarkt, aber Arbeitslosigkeit bleibt harte Nuss, so WIFO-Arbeitsmarktökonom Rainer Eppel.

Über den österreichischen Arbeitsmarkt gibt es gute und schlechte Nachrichten, schreibt WIFO-Arbeitsmarktökonom Rainer Eppel in den Wirtschaftsnachrichten Donauraum. Einerseits befindet sich die Volkswirtschaft im zweiten Jahr einer Hochkonjunktur, dank derer die Arbeitslosigkeit seit November 2016 sinkt. Andererseits hat das Jahrzehnt seit Ausbruch der Krise Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen.

Über den österreichischen Arbeitsmarkt gibt es gute und schlechte Nachrichten. Zuerst die gute: Die Volkswirtschaft befindet sich im zweiten Jahr einer Hochkonjunktur. Dank dieser guten Konjunktur sinkt seit November 2016 die Arbeitslosigkeit nach fünf Jahren des Anstiegs wieder, seit März 2017 mit verstärkter Dynamik. Selbst Langzeitbeschäftigungslose profitieren mittlerweile vom Aufschwung. Die Beschäftigung wächst weiterhin deutlich, der Bestand an offenen Stellen ebenso. Kurzum: Der Arbeitsmarkt erholt sich.

Nun die schlechte Nachricht: Ein schwieriges Jahrzehnt hat tiefe Spuren hinterlassen. Zuerst die Wirtschaftskrise 2008/09, dann ließ eine mehrjährige Phase mit geringem Wirtschaftswachstum und massiv steigendem Arbeitskräfteangebot die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen. Während dieser Zeit ab 2012 entstanden für die träge Konjunktur erstaunlich viele Arbeitsplätze. Aber diese Ausweitung der Nachfrage nach Arbeitskräften reichte nicht aus: Das Angebot an Arbeitskräften nahm noch stärker zu. Da viele, vor allem osteuropäische Arbeitskräfte zuzogen, mehr Frauen arbeiten und ältere Menschen als Reaktion auf die jüngsten Pensionsreformen länger im Erwerbsleben bleiben.  

Von 2008 bis 2017 stieg die Zahl der unselbständig Beschäftigten um 267.000, die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte um 416.000. Das Resultat waren 149.000 Arbeitslose mehr (Personen in Schulung eingerechnet). Aufgrund dieses starken Anstiegs bleibt die Arbeitslosigkeit trotz aktuellen Rückgangs historisch hoch. 2017 waren 412.000 Personen als arbeitslos vorgemerkt oder in Schulung. Die Arbeitslosenquote betrug 8,5 Prozent, mit Schulungen 10,1 Prozent. Dazu kommt: Die Arbeitslosigkeit hat sich vielfach verfestigt. 2017 waren 153.000 und damit beinahe dreimal so viele Menschen langzeitbeschäftigungslos wie vor der Krise. Über ein Drittel der Arbeitslosen ist, von kürzeren Unterbrechungen abgesehen, bereits länger als ein Jahr ohne Arbeitsplatz. Betroffen sind vor allem Geringqualifizierte, Ältere und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.

Drei Hauptfaktoren erschweren den Abbau der Arbeitslosigkeit: Erstens wird das Arbeitskräfteangebot in absehbarer Zukunft weiter deutlich wachsen. Das bedeutet mehr Konkurrenz, die besonders für geringqualifizierte Arbeitslose den Arbeitsmarktzugang erschwert. Zweitens gibt es aufgrund der demographischen Alterung und der steigenden Erwerbsbeteiligung immer mehr ältere und gesundheitlich eingeschränkte Personen auf dem Arbeitsmarkt – zwei Gruppen, die besonders schwer wieder in Beschäftigung finden, wenn sie einmal arbeitslos werden. Drittens schwinden zusehends die Beschäftigungsmöglichkeiten für Geringqualifizierte. Daher das Fazit: Auf dem Arbeitsmarkt geht es aktuell bergauf, aber die Arbeitslosigkeit ist und bleibt eine harte Nuss.

Abbildung: Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Langzeitbeschäftigungslosigkeit

Q: AMS, WIFO-Berechnungen. Langzeitbeschäftigungslose: von bis zu zweimonatigen Unterbrechungen abgesehen, bereits über ein Jahr lang ohne Beschäftigung.

 

Zum Kommentar in den Wirtschaftsnachrichten Donauraum

Rückfragen an

Dr. Margit Schratzenstaller-Altzinger, MA

Funktion: Ökonomin (Senior Economist), Stellvertretung der Gleichstellungsbeauftragten
WIFO-Arbeitsmarktökonom Rainer Eppel
WIFO-Arbeitsmarktökonom Rainer Eppel