Aufsichtsräte im Zentrum einer strategischen Industriepolitik

22.10.2019

WIFO-Impulsvorträge bei erstem ÖBAG-Forum von Christoph Badelt und Werner Hölzl

Im Mittelpunkt des ersten ÖBAG-Forums am 17. Oktober 2019 stand die nachhaltige Stärkung von Governance-Standards. Das WIFO war durch Leiter Christoph Badelt und Industrieökonom Werner Hölzl vertreten. Sie widmeten sich dem Themenschwerpunkt "Aufsichtsrat und Wertsteigerung von Unternehmen".

Christoph Badelt betonte dabei, dass Unternehmensziele heute nicht lediglich betriebswirtschaftlich, sondern auch in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erfüllt werden müssen. Denn schließlich habe heute ein Unternehmen im Staatseinfluss eine erklärte umweltpolitische Rolle zu tragen: "Es gibt starke Argumente dafür, warum Daseinsvorsorge oder Infrastruktur lieber in öffentlicher Hand sein sollten und warum bestimmte Bereiche nun mal nicht privatisiert werden."

Werner Hölzl sprach anschließend über die Herausforderung multipler Ziele in Aufsichtsräten. Unklare und mehrdimensionale Zielsetzungen machen es Aufsichtsräten prinzipiell schwerer, ihre Ziele zu erreichen. Der Staat könne dem als Eigentümer aber vorbauen, indem er Maßnahmen setzt, um die Widersprüchlichkeit von Unternehmenszielen zu reduzieren. Teilprivatisierungen können dabei helfen. Dennoch stelle sich die Frage, ob nicht andere Formen von Staatseingriffen – abseits von staatlichem Eigentum – besser geeignet sind, um etwaige gesellschaftspolitische Ziele zu erreichen.

Die Zusammensetzung von Aufsichtsräten sei dabei entscheidend für den Unternehmenserfolg. So könnten unabhängige Aufsichtsräte einen wichtigen Input zur Unternehmenskontrolle leisten. Fachliche Kompetenz und eine angemessene Diversität dieser Kompetenzen seien besonders relevante Erfolgsfaktoren.

Mit dem ÖBAG-Forum lud die Staatsholding erstmals zu einem breiten Erfahrungs-, Meinungs- und Wissensaustauch ins ÖBAG-Atrium im neunten Wiener Gemeindebezirk ein. Neben den Gästen aus der heimischen Industrie waren auf Einladung der ÖBAG auch Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer, Anwältinnen und Anwälte sowie zahlreiche Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer beim Event anwesend. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Thomas Schmid, Vorstand der Österreichischen Beteiligungs AG, hob in einer Rede die zunehmende Bedeutung des Staates als nachhaltiger Investor hervor: "Die Themen Governance, Nachhaltigkeit, ESG-Kriterien und Diversität sind strategische Herausforderungen, für die wir in der ÖBAG aktiv Antworten suchen." Die Governance-Standards in Österreich zu stärken und zu verbessern sei eine zentrale Aufgabe der ÖBAG: "Wir sehen uns heute damit konfrontiert, dass Branchen immer komplexer werden. Damit ändern sich auch die Ansprüche an die Aufsichtsräte. Spezifische Expertise, sowie ein ausgewogener Mix aus Kontroll- und Sparringfunktion definieren das neue Verständnis von Aufsichtsräten", so Schmid. Transparenz, Diversität, Professionalität und Nachhaltigkeit seien wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Governance.

Das ÖBAG-Forum soll als regelmäßig stattfindende Dialogplattform ein zentraler Impulsgeber für industriepolitische Fragen sein und alle für die Governance von Leitunternehmen relevanten Stakeholder miteinander vernetzen. Moderiert wurde das Auftaktevent von Nadja Bernhard (ORF) und Rainer Nowak (Die Presse).

Über die ÖBAG

Derzeit hält die ÖBAG elf Beteiligungen: OMV AG, Österreichische Post AG, Telekom Austria AG, CASAG, BIG, APK Pensionskasse, GBK-Bergbau, IMIB, SCHOELLER-BLECKMANN GmbH und FIMBAG. Die an der Börse notierte Verbund AG wird von der ÖBAG für das Bundesministerium für Finanzen gemanagt. Die ÖBAG verfolgt das Ziel einer verantwortlichen, auf nachhaltige und langfristige Wertschaffung ausgerichtete Steuerung der Beteiligungen des Bundes. Mit einer vorausschauenden Umsetzung der Eigentümerinteressen stärkt die ÖBAG den Standort Österreich.

Weitere Informationen und Fotos zur Veranstaltung: forum.oebag.gv.at
 

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Dr. Werner Hölzl

Forschungsgruppe: Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
WIFO-Leiter Christoph Badelt © Luiza Puiu
WIFO-Leiter Christoph Badelt © Luiza Puiu