Die sehr kräftige Erholung der Weltwirtschaft und ein starker Rebound-Effekt im inländischen privaten Konsum und in den Dienstleistungsexporten
führen in den Jahren 2021 (+4%) und 2022 (+5%) zu einem starken Wachstum. In den Jahren 2023 bis 2025 wird ein weiterhin überdurchschnittliches
Wachstum (+1,8% p. a.) im Vergleich zum Zeitraum vor der Krise (Ø 2010/2019 +1,5% p. a.) erwartet (Übersicht 1). Dies obwohl
für die Jahre 2023/24 eine schwächere Dynamik bei den Ausrüstungsinvestitionen prognostiziert wird: Aufgrund der angenommenen
Vorzieheffekte durch die Investitionsprämie wird für diese Jahre ein leichter Rückgang bzw. eine Stagnation der privaten Ausrüstungsinvestitionstätigkeit
als Echoeffekt angenommen.
Die treibende Kraft der Erholung im Inland dürfte der private Konsum sein. Die Einkommen der privaten Haushalte wurden in
den Jahren 2020 und 2021 durch fiskalpolitische Maßnahmen (insbesondere durch die Kurzarbeit) stabilisiert. Da in dieser Zeit
durch COVID-19-Regelungen die Konsummöglichkeiten deutlich eingeschränkt waren, wurden die privaten Ersparnisse (vornehmlich
durch "Zwangssparen") deutlich ausgeweitet: die Sparquote stieg von 8,2% (2019) auf 14.5% bzw. 10,8% (2021). Mit dem Ende
der umfassenden Beschränkungen wird ab der zweiten Jahreshälfte 2021 mit einer deutlichen Ausweitung der privaten Konsumausgaben
gerechtet. Für 2022 wird eine Sparquote bereits unter dem Vorkrisenniveau erwartet (7,8%). Auch für die Folgejahre wird mit
einem stärkeren Konsumwachstum als in den Vorkrisenjahren gerechnet (Ø 2023/2025 +2,3% p. a., Ø 2010/2019 +0,9% p. a.). Bis
zum Ende des Prognosezeitraumes könnte die Sparquote daher auf rund 6% zurückgehen.
Durch die starke Erholung wird bis 2024 von einer (beinahe) Schließung der rezessionsbedingten BIP-Lücke ausgegangen: gegenüber
einem Szenario ohne COVID-19-Rezession (der mittelfristigen WIFO-Prognose vom Jänner 2020, die noch nicht von der COVID-19-Pandemie
geprägt war) wird der Abstand im realen BIP-Niveau nunmehr auf knapp 1% geschätzt (Abbildung 1). Das BIP-Vorkrisenniveau (siehe
WWWI-Index) dürfte bereits zum Ende des II. Quartals 2021 erreicht werden.
Im Vergleich zur Erholung nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009, dürfte die rezessionsbedingte BIP-Lücke nach
der COVID-19-Krise rascher geschlossen werden.
Von der stärkeren Erholung wird auch der Arbeitsmarkt mitgezogen. Für die Arbeitslosenquote wird (im Jahresdurchschnitt) im
Jahr 2023 mit der Erreichung des Vorkrisenniveaus gerechnet und zu Ende des Prognosehorizontes wird die Zahl der arbeitslosen
Personen auf 296.000 geschätzt (2021: 352.000).
Der Anstieg der Inflationsrate auf 2,2% im Jahr 2021 ist vor allem auf den Bereich Energie zurückzuführen und damit überwiegend
den Basiseffekten durch im Frühjahr 2020 sehr niedrigen Rohölpreise geschuldet. Zusätzlich treiben höhere Transportkosten,
steigende Rohstoff- und Vorproduktpreise sowie Lieferengpässe die Preise industrieller Güter (z. B. Möbel, Bekleidung). Bei
den Dienstleistungspreisen dürfte es 2021 in den von der Pandemie (bzw. den Maßnahmen zu deren Bekämpfung) am stärksten betroffenen
Branchen auch zu höheren Preisen kommen. Alle diese Entwicklungen werden aber als temporäre Preisanstiege gesehen, die zu
keinem dauerhaften steigenden Inflationstrend führen. Zum Ende der Prognoseperiode wird mit einer Inflationsrate von 1,7%
gerechnet. Das Reallohnwachstum dürfte im Prognosezeitraum hinter dem Wachstum der Arbeitsproduktivität zurückbleiben. Die
inländischen Arbeitskosten dürften daher nicht wesentlich zur Inflation beitragen. Über den gesamten Prognosezeitraum 2021/2025
wird mit einem Preisanstieg gemäß VPI von durchschnittlich 1,9% pro Jahr gerechnet.
Die Mehrzahl der im Zuge der COVID-19 Krise beschlossenen Stützungen wurden als befristete Maßnahmen beschlossen und führen
daher nur zu einem vorübergehenden Anstieg der Staatsausgaben. Die Einnahmen sollten im Zuge der wirtschaftlichen Erholung
wieder deutlich steigen. Mit Abklingen der Krise wird sich daher der Schuldenaufbau der öffentlichen Hand ab dem Jahr 2022
deutlich verlangsamen. Unter der den WIFO-Prognosen zugrundeliegenden "no-policy-change"-Annahme[1]) ergibt sich für 2021 noch ein staatliches Budgetdefizit von 6,6% (fiskalischer Finanzierungssaldo in % des nominellen BIP),
das bis 2022 auf 2,3% sinken dürfte. Für 2025 wird unter diesen Annahmen ein Haushaltsdefizit von 1% erwartet. Der öffentliche
Schuldenstand (in % des nominellen BIP) dürfte unter diesen Bedingungen von seinem Höchststand von 84,4% im Jahr 2021 bis
zum Ende des Prognosezeitraumes auf rund 76% zurückgehen. Dieser Rückgang der Schuldenquote ist vor allem auf den deutlichen
Anstieg des nominellen BIP (+5% p. a.) zurückzuführen.
[1]) Die WIFO-Prognosen berücksichtigen im Allgemeinen nur bereits beschlossene Gesetze und Verordnungen. In bestimmten Fällen
werden auch noch nicht formal beschlossene Maßnahmen einbezogen. Das ist etwa dann der Fall, wenn der Verhandlungs- oder Gesetzwerdungsprozess
bereits weit fortgeschritten ist (Gesetzesentwürfe in Begutachtung; fallweise werden auch Ministerratsbeschlüsse miteinbezogen)
und zur betreffenden Regelung zugleich hinreichend detaillierte Informationen vorliegen, die eine quantitative Einschätzung
ermöglichen.