Messung von illegalen Finanzflüssen

05.08.2019

Task Force Meeting bei den Vereinten Nationen in Genf mit WIFO-Ökonomen Simon Loretz

Von 16. bis 17. Juli 2019 veranstalteten die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) und das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ein Task-Force-Treffen für statistische Methoden zur Messung von illegalen Finanzflüssen. WIFO-Ökonom Simon Loretz präsentierte dabei Indikatoren für aggressive Steuerplanung.

Es ist davon auszugehen, dass Ländern durch illegale Finanzflüsse erhebliche Mittel entgehen. Diese Finanzflüsse variieren nach Ländern und Regionen, und können aus unterschiedlichen Quellen, wie zum Beispiel illegalen Aktivitäten, Geldwäsche oder Steuervermeidung entstehen. Damit wird die Fähigkeit einheimische Ressourcen zu mobilisieren untergraben und die ökonomische und soziale Entwicklung verlangsamt.

Diese Risiken thematisieren die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs). Demnach sollen bis 2030 illegale Finanz- und Waffenströme deutlich verringert, die Wiedererlangung und Rückgabe gestohlener Vermögenswerte verstärkt und alle Formen der organisierten Kriminalität bekämpft werden. Als Teil des Zielerreichungsprozesses haben UNCTAD und UNODC die Aufgabe einen SDG-Indikator für den Gesamtwert der ein- und ausgehenden illegalen Finanzströme (in Dollar) zu entwickeln.

Bislang gibt es jedoch noch keine allgemein akzeptierte Methode illegale Finanzflüsse zu messen. Um solche Methoden und Richtlinien zu entwickeln, wurde eine Task Force gegründet. Aufbauend auf vorhergehenden Konsultationen mit Experten und Expertinnen, zielte das Treffen in Genf darauf ab, statistische Definitionen und Typologien von illegalen Finanzflüssen zu entwickeln, eine Bestandsaufnahme von bestehenden Daten zu machen und Methoden zur Messung von illegalen Finanzflüssen zu diskutieren.

WIFO-Ökonom Simon Loretz präsentierte die Ergebnisse seiner Studie "Aggressive Tax Planning Indicators". Der Fokus lag dabei auf der Frage, inwieweit die Ergebnisse für einen (Teil‑)Indikator für illegale Finanzströme für alle Staaten verallgemeinerbar sind. Während die Studie eine Vielzahl an Indikatoren beinhaltet, und diese auch zum Teil deutliche Hinweise für substantielle Steuervermeidung liefern, so bleibt jedoch die Herausforderung einen allgemeinen Indikator daraus abzuleiten.

Weitere Informationen zum Task-Force-Treffen
 

Publikationen

Simon Loretz, Richard Sellner, Bianca Brandl, Giampaolo Arachi, Valeria Bucci, Maarten van't Riet, Ali Aouragh
The aim of this study is to provide economic evidence of the relevance of aggressive tax planning (ATP) structures for all EU countries. The study relies on economic indicators available at macro level and on indicators derived from firm-level data. The objective is indeed to look at the relevance of ATP for all EU countries through these two complementary angles. For each indicator, the study identifies outliers based on a consistent methodology. None of the indicators provides per se an irrefutable causality towards aggressive tax planning. However, considered together, the set of indicators shall be seen as a "body of evidence". While there is some data limitation, the study provides a broad picture of which country appears to be exposed to ATP structures, and how it impacts on their tax base (erosion or increase). The discussed ATP structures can be grouped into three main channels: ATP via interest payments, ATP via royalty payments, and ATP via strategic transfer pricing. In addition to general indicators assessing the overall exposure to ATP, we also derive specific indicators for each of the ATP channels. In combination, these indicators allow to classify entities within multinational enterprises into three types: target entities, where the tax base is reduced; the lower tax entities where the tax base is increased but taxed at a lower rate; and conduit entities which are in a group with ATP activities but no clear effect on the tax base is observable.
Rückfragen an

Dr. habil. Simon Loretz

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Jean-Marc Ferré/UN Photo
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