In den Detailergebnissen für Österreich wird das Abschneiden für die drei österreichischen Metropolregionen Wien, Graz und
Linz dargestellt. Wien weist danach für 2016 unter den drei heimischen Metropolen das höchste BIP pro Kopf auf. Allerdings
hat sich die Stadt nach OECD-Berechnungen im Ranking unter 329 berücksichtigten OECD-Metropolregionen zwischen 2000 und 2016
um zwanzig Plätze (auf Rang 104) verschlechtert. Dies bedeutet eine Positionsverschlechterung um etwa 6 Prozent
innerhalb von 16 Jahren.
In der medialen Diskussion wurde dies insbesondere mit einem hohen Bevölkerungszuwachs in Wien aus dem Inland wie Ausland
in Verbindung gebracht. Über diesen eindimensionalen und verkürzten Erklärungsansatz hinaus sind jedoch drei weitere Erklärungen
für diesen Rückfall zu nennen:
Schwächere Metropolregionen holen auf
Tatsächlich sind im gesamten europäischen Städtesystem Konvergenzprozesse zu beobachten, im Ausgangszeitpunkt "schwächere"
Metropolregionen holen also auf. Ähnliches ist auch innerhalb Österreichs zu beobachten ‑ eine Entwicklung, die übrigens
auch politisch erwünscht ist und erhebliche Anstrengungen der EU-Kohäsionspolitik bzw. der nationalen Regionalpolitik zur
Grundlage hat.
Außereuropäische Länder entwickelten sich teils besser
Dazu bezieht das OECD-Ranking eine beträchtliche Zahl von Städten in Ländern mit ähnlichem Entwicklungsniveau außerhalb Europas
mit ein, die im Vergleichszeitraum ein deutlich höheres Wachstum aufwiesen als die EU (vor allem Australien, Südkorea, USA).
Dies dürfte auch die Position der Städte dieser Länder im Ranking verbessert haben. Welche Städte Wien im Ranking tatsächlich
überholt haben, geht aus den bisherigen OECD-Informationen nicht hervor, da die Detaildaten noch nicht veröffentlicht wurden.
Preisbereinigung auf nationaler Ebene verzerrt das Ergebnis
Letztlich ist auch ein statistischer Effekt denkbar: Das Ranking basiert auf "kaufkraftbereinigten" Werten für das BIP pro
Kopf. Die dafür notwendigen Preiserhebungen basieren in allen Ländern auf nationalen Stichproben. Diese sind nur für die nationale
Ebene repräsentativ, nicht aber für einzelne Städte oder Regionen. Bei erheblichen regionalen Preisunterschieden innerhalb
der Länder führt die Bewertung zu nationalen Kaufkraftparitäten zu erheblichen Verzerrungen zugunsten der "teuren" Zentren.
Dies lässt sich beispielhaft an Bratislava zeigen: Laut Eurostat lag sie 2014 beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards unter
den Metropolregionen der EU auf Rang 7 ‑ weit vor Wien (Rang 40), dem Großteil der deutschen Stadtregionen,
aber auch vor London oder Brüssel.