Wirtschaftliche Effekte von Universitäten

28.09.2022

"Ausgaben rechnen sich für den Staat in relativ kurzer Frist"

Am 27. September 2022 präsentierte WIFO-Ökonom Jürgen Janger gemeinsam mit der Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz Sabine Seidler und Wissenschaftsminister Martin Polaschek die Ergebnisse der Studie "Wirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte von Universitäten" im Presseclub Concordia in Wien.

Die Bundesausgaben für die Universitäten sind im Zeitraum 2015 bis2020 um ein Viertel auf 3,5 Mrd. € gestiegen. Eine  Aktualisierung einer WIFO-Studie von 2017 zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekten öffentlicher Universitäten zeigt weiter hohe wirtschaftliche Effekte der mit diesen Ausgaben finanzierten Leistungen, für Absolventinnen und Absolventen, Unternehmen, die öffentliche Hand und die gesamte Gesellschaft. Öffentliche und private finanzielle Erträge sind deutlich positiv – die öffentlichen (3,9 Mrd. € Steuereinnahmen) allein schon aufgrund nachfrageseitiger Effekte, die sich aus dem Universitätsbetrieb ergeben.

Die Betriebseffekte der Universitäten sind jedoch als Spitze eines Eisbergs zu betrachten: Die wirklich wesentlichen Effekte wie die langfristigen Produktivitätseffekte über Wissensproduktion und -vermittlung entstehen zusätzlich zu den genannten Zahlen, drehen also den Ertrag öffentlicher Mittel noch viel deutlicher ins Plus. Universitäre Forschung und Ausbildung tragen etwa 10% des jährlichen realen BIP-Wachstums. Die öffentlichen Ertragsraten von Investitionen in Hochschulbildung, berechnet aus der Differenz zwischen den Kosten für Universitäten bzw. Hochschulen und den über Steuern auf höhere Einkommen der Absolventinnen und Absolventen zurückfließende Staatseinnahmen beträgt für Männer über 7%, für Frauen 5%, weit über Referenzzinssätzen für sichere Veranlagungen (Bundesanleihen liegen bei 0,3%). 81% aller Unternehmen, die mit Hochschulen kooperieren, führen Marktneuheiten ein – also Innovationen mit hohem Neuigkeitsgrad.

Budgetausgaben des Staats für Universitäten sind damit als Investitionen zu werten, die über ihre Erträge schon in der kurzen bis mittleren Frist (3 bis 5 Jahren) mehr Steuereinnahmen mit sich bringen, als die anfänglichen Investitionen an Steuermitteln beanspruchten.

In hochentwickelten Volkswirtschaften ist Wissen der wichtigste Produktionsfaktor, der Wettbewerbsfähigkeit erhält und zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beiträgt. Universitäten produzieren neues Wissen und vermitteln durch Lehre bestehendes Wissen und die Fähigkeit, sich selbständig neues Wissen anzueignen. Damit zählen sie zu den wichtigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Pfeilern eines fortgeschrittenen Landes wie Österreich.

Eine Visualisierung der wichtigsten Effekte ist hier abrufbar.
 

Publikationen

Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Österreichische Universitätenkonferenz
Online seit: 27.09.2022 11:00
 
Universitäten sind zentrale Institutionen in wissensbasierten Gesellschaften. Ihre Aktivitäten ziehen vielfältige wirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte nach sich. Die vorliegende Studie aktualisiert universitäre Effekte für Innovation, Arbeitsmarkt und Wirtschaft auf Basis der vorangegangenen WIFO-Studie aus dem Jahr 2017. Schon die Steuereinnahmen, die sich aus dem Betrieb der Universitäten ergeben – etwa durch Personalausgaben – sind kurz- bis mittelfristig höher als die Bundesmittel für Universitäten. Die Betriebseffekte der Universitäten sind jedoch als Spitze eines Eisbergs zu betrachten: Die wirklich wesentlichen Effekte wie die langfristigen Produktivitätseffekte über Wissensproduktion und -vermittlung entstehen zusätzlich zu den Betriebseffekten, lassen also den Ertrag öffentlicher Mittel noch viel deutlicher in den positiven Bereich ansteigen.
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Mag. Dr. Jürgen Janger, MSc

Forschungsgruppe: Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
© BKA/Florian Schrötter
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