Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern: Die Rolle von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung (Gender Wage Differences and Part-time Work in Austria)
Etwa 45% der erwerbstätigen Frauen, aber nur 8% der erwerbstätigen Männer sind in Österreich teilzeitbeschäftigt. Ob diese
ungleiche Verteilung Einfluss auf den Lohnunterschied zwischen unselbständig beschäftigten Frauen und Männern im privaten
Sektor hat, wird mit Daten des EU-SILC 2005-2011 untersucht. Der Bruttostundenlohn von Vollzeitbeschäftigten ist demnach für
Frauen und Männer nur geringfügig höher als der von Teilzeitbeschäftigten. Die Nettolöhne sind sowohl für Frauen als auch
für Männer in Teilzeitbeschäftigung aufgrund des progressiven Steuertarifes pro Stunde sogar höher als für Vollzeitbeschäftigte.
Frauen in Teilzeitbeschäftigung sind nach Berücksichtigung verschiedener individueller, haushalts- und arbeitsplatzspezifischer
Merkmale "positiv selektiert": Diese Personengruppe weist unbeobachtete Merkmale auf, die mit höheren Stundenlöhnen in Zusammenhang
stehen. Diese positive Selektion macht je nach Ausmaß der Teilzeitbeschäftigung 10% bis 18% des Lohndifferentials zwischen
Frauen und Männern aus. Wenn man daher nur Vollzeitbeschäftigte für einen Verdienstvergleich heranzieht, wird das Lohndifferential
überschätzt.
Keywords:Gender Pay Gap, Gender Wage Gap
Forschungsbereich:Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Sprache:Deutsch
Gender Wage Differences and Part-time Work in Austria
In Austria, only 8 percent of male workers but 45 percent of female workers are employed on a part-time basis (EU 27: 10 and
33 percent, respectively). At the same time, Austria has one of the highest gender pay gaps in the EU 27. Using EU-SILC data
for the private sector in Austria, we investigate the role and impact of the unequal distribution of paid working hours between
men and women on the gender pay gap. Our main results indicate that the hourly gross wage of part-time women falls slightly
below that of full-time women. The net hourly wage of women working part-time actually exceeds that of women working full-time.
The same is true for men. Moreover, part-time women are positively selected: their observed and unobserved characteristics
positively influence both the probability of working part-time and the hourly wage. Depending on the number of hours worked
per week, the selection effect accounts for 10 to 18 percent of the gender wage gap. Hence disregarding the selection effect
gives rise to an overestimation of the wage differential between men and women.