Verteilungswirkungen der Familienleistungen (Distributional Effects of Monetary and In-kind Family Benefits)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.375-383
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Die Verteilung der Familienleistungen spiegelt weitgehend die Häufigkeitsverteilung der Kinder in den Einkommensgruppen wider und unterstreicht die Dominanz von Leistungen, die den Haushalten mit Kindern unabhängig vom Einkommen in gleicher Höhe gewährt werden. Zwischen 2010 und 2015 verschlechterte sich die Einkommensposition der Haushalte mit Kindern relativ zur Gesamtbevölkerung – sowohl vor als auch nach Berücksichtigung von öffentlichen Geldleistungen. Der Beitrag der Familienleistungen zum Bruttogesamteinkommen eines Kinderhaushaltes war 2015 mit 29% im unteren Einkommenszehntel am höchsten. Zwischen 2010 und 2015 sanken die in Anspruch genommenen Familienleistungen gemessen am Bruttogesamteinkommen der Kinderhaushalte in den beiden unteren Einkommenszehnteln markant. Dieser Effekt war auf die Abnahme der Bedeutung der Summe aus Familienbeihilfe, Kinderabsetzbetrag und Schulgeld, aber auch des Kinderbetreuungsgeldes in Relation zum Einkommen zurückzuführen. Für diese Entwicklung waren u. a. die Reform der Familienbeihilfe im Jahr 2011 und das Ausbleiben einer Anpassung der Höhe dieser Leistungen an das Preisniveau über mehrere Jahre bestimmend.
JEL-Codes:D31, H24, H41, H53, J13, I31
Keywords:Einkommensverteilung, Wohlfahrt, familienrelevante sozial- und wohlfahrtsstaatliche Geld- und Sachleistungen
Forschungsbereich:Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Sprache:Deutsch

Distributional Effects of Monetary and In-kind Family Benefits
The distribution of family benefits largely reflects the frequency distribution of children across income groups and underlines the importance of universal (income-independent) benefits. Between 2010 and 2015 the relative income position of households with children deteriorated noticeably in relation to the total population – both before and after accounting for public monetary transfers. In 2015, the contribution of family benefits to the gross income of households with children amounted to 29 percent in the lowest tenth of gross household income. Between 2010 and 2015 the family benefits received by households as a share of their gross income fell markedly in the two lowest tenths. This effect results from the lower family allowance, tax credit and childcare allowance as measured in relation to income. In part, this development is attributed to the reform of the family allowance in 2011 as well as to the non-adjustment of these benefits to the price level for several years.

Verwandte Einträge

Verteilungswirkungen der Wohnbauförderung (Distributional Effects of the Austrian Housing Subsidy Scheme)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.397-401
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Wohnbeihilfe, Wohnbaudarlehen und der Bezug von geförderten Wohnungen haben äußerst unterschiedliche und teils gegenläufige Verteilungswirkungen. Die Wohnbeihilfe weist eine hohe soziale Treffsicherheit auf, Wohnbaudarlehen entfallen eher auf Haushalte mit mittlerem oder höherem Einkommen. Mit steigenden Mieten nimmt die Verteilungswirkung des Bezuges von geförderten Wohnungen zu. Davon profitieren jedoch Haushalte bis in sehr hohe Einkommensgruppen.
Thomas Leoni
Verteilungswirkungen des österreichischen Gesundheitssystems (Distributional Effects of the Austrian Health System)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.391-396
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Der Gesundheitssektor ist gemessen am Umfang einer der wichtigsten Ausgabenposten der öffentlichen Hand. Die Aufteilung der Gesundheitsausgaben gemäß der Alters- und Geschlechtsstruktur der Haushalte zeigt eine relativ gleichmäßige Verteilung der Ausgaben auf die einzelnen Einkommensgruppen. Wie eine alternative Berechnungsvariante zeigt, die bei der Zuordnung der Gesundheitsausgaben auch den individuellen subjektiven Gesundheitszustand berücksichtigt, hat das öffentliche Gesundheitssystem neben der Umverteilung von Gesunden zu Kranken auch eine spürbare progressive Verteilungswirkung auf Einkommensebene. Die progressiven Verteilungseffekte des Gesundheitssystems dürften in den vergangenen Jahren leicht abgenommen haben, weil der Anteil der Älteren in den Haushalten mit höheren äquivalenten Einkommen gestiegen ist.
Verteilungswirkungen der Leistungen des öffentlichen Bildungssystems (Distributional Effects of Services Provided by the Public Education System)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.385-389
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Die Verteilungswirkung der öffentlichen Bildungsausgaben hängt vorrangig von der Verteilung der Schüler und Schülerinnen sowie Studierenden auf die Ausbildungszweige und der damit verbundenen Ausbildungsdauer ab. Die öffentlichen Schulausgaben hatten im Jahr 2015 wie auch gemäß den früheren WIFO-Umverteilungsstudien einen vergleichsweise hohen Stellenwert für die Haushalte im unteren Einkommensdrittel. Die Ausgaben für Hochschulen hatten insgesamt eine sehr differenzierte Wirkung auf die Einkommensverteilung. Aufgrund der besonderen Haushaltsstruktur dürften sie vorwiegend Jugendlichen aus Haushalten mit mittlerem oder höherem Einkommen zugutekommen.
Hedwig Lutz, Silvia Rocha-Akis
Verteilungswirkungen der Leistungen bei Arbeitslosigkeit und der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (Distributional Effects of Unemployment Benefits and the Means Tested Minimum Income)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.365-374
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Die Periode zwischen 2010 und 2015 war in Österreich durch geringes Wirtschaftswachstum, einen markanten Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie einen Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft gekennzeichnet. Während der Anteil der von Dauerarbeitslosigkeit betroffenen Haushalte zwischen 2010 und 2015 von 5,8% auf 7,6% stieg, verdoppelte sich in diesem Zeitraum der Anteil der Haushalte mit Bezug von Sozialhilfe bzw. Bedarfsorientierter Mindestsicherung von 1,8% auf 3,6%. Die Mindestsicherungstransfers konzentrieren sich auf die untersten Einkommensgruppen und machten 2015 durchschnittlich ein Viertel der Gesamteinkommen der betreffenden Haushalte aus. Auch etwa drei Viertel des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe flossen in das untere Drittel der Einkommensverteilung und waren dort, ähnlich wie im Jahr 2010, mit etwa der Hälfte des Bruttogesamteinkommens eine wichtige Einkommensquelle.
Verteilungswirkungen von Steuern und Sozialbeiträgen 2015 (Distributional Effects of Taxes and Social Security Contributions 2015)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.353-363
Online seit: 29.05.2019 9:00
 
In Österreich ist die Belastung der privaten Haushalte mit Steuern und Sozialbeiträgen hoch. Die Abgabenquote der Haushalte mit Einkommen überwiegend aus Erwerbstätigkeit liegt mit durchschnittlich 37,3% über jener aller Haushalte mit 34,3%. Die Abgabenbelastung variiert abhängig von Höhe und Struktur der Einkommen: Haushalte im unteren Drittel der Einkommensverteilung wandten 2015 13,4% ihres Bruttogesamteinkommens für indirekte und 12,2% für direkte Abgaben auf (insgesamt 25,6% des Einkommens), für Haushalte im oberen Einkommensdrittel betrugen diese Anteile 6,8% und 30,8% (insgesamt 37,6%). Bezogen auf alle Haushalte weist das Abgabensystem eine progressive Wirkung auf.
Umverteilung durch den Staat: Heterogenität nach Haushaltstypen (Redistribution by the State: Heterogeneity by Household Type)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.339-351
Online seit: 29.05.2019 9:00
 
Die Ungleichheit der Einkommen verringerte sich in Österreich sowohl vor als auch nach Umverteilung durch direkte und indirekte Steuern, Sozialbeiträge und öffentliche Geld- und Sachleistungen im Querschnitt über die gesamte Bevölkerung in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre leicht. Dieser Entwicklung lagen gegenläufige Veränderungen in Haushalten mit unterschiedlichen soziodemographischen Merkmalen zugrunde. Die Einkommensposition der Haushalte mit über 45-jährigen Hauptverdienenden ohne unterhaltsberechtigte Kinder verbesserte sich vor und nach Umverteilung relativ zu den anderen Haushalten. Haushalte mit jüngeren Erwachsenen und unterhaltsberechtigten Kindern verlagerten sich hingegen in der Einkommensverteilung sowohl vor als auch nach Wirkung von öffentlichen Abgaben und Transfers deutlich nach unten. Die Armutsgefährdung nahm hier zu, während jene der Haushalte mit über 65-jährigen Hauptverdienenden merklich zurückging. Die Einkommen entwickelten sich in den Haushalten unterschiedlichen Typs nicht nur relativ zueinander gegenläufig, sondern auch absolut und real. Die Wirkung automatischer Stabilisatoren und deren Veränderung aufgrund soziodemographischer Entwicklungen hatten einen Anstieg des Ausmaßes der Umverteilung zur Folge.
Umverteilung durch den Staat 2015 – Überblick über die Gesamteffekte (Redistribution by the State in Austria 2015 – Overview of the Results)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.323-337
Online seit: 29.05.2019 9:00
 
Durch Steuern, Sozialbeiträge sowie öffentliche Geld- und Sachleistungen wird die ökonomische Situation der Haushalte in Österreich in unterschiedlichem Ausmaß verändert: Vor Umverteilung betrug das durchschnittliche Einkommen der Haushalte im obersten Zehntel der Einkommensverteilung das 30-Fache der Haushalte im untersten Zehntel, nach Umverteilung nur das 5,5-Fache. Die Umverteilung erfolgte von den Haushalten im oberen zu den Haushalten im unteren Drittel der Verteilung der Primäreinkommen (Markteinkommen, Pensionen und nettoimputierte Mieten). Öffentliche Sachleistungen lieferten mit 41% den größten Beitrag zur Umschichtung vor den einkommensabhängigen Abgaben (Sozialbeiträge und direkte Steuern) mit 36%. 31% der Verringerung machten die öffentlichen Geldleistungen (ohne Pensionen) aus. Die regressive Wirkung der indirekten Steuern senkte das Umverteilungsausmaß um 8%. War die Ungleichheit sowohl der Primär- als auch der Sekundäreinkommen (Primäreinkommen nach Abzug aller direkten und indirekten Abgaben zuzüglich aller öffentlichen Geld- und Sachleistungen) zwischen 2000 und 2010 gestiegen, so kehrte sich diese Entwicklung zwischen 2010 und 2015 um: Die Ungleichheit der Primäreinkommen nahm gemessen am Gini-Koeffizienten leicht von 0,393 auf 0,382 ab. Da in diesem Zeitraum auch das Ausmaß der Umverteilung zunahm, ging die Ungleichheit der Sekundärverteilung noch stärker zurück, der Gini-Koeffizient der Sekundäreinkommen sank von 0,265 auf 0,249.
Umverteilung durch den Staat in Österreich 2015. Einleitende Bemerkungen (Redistribution by the State in Austria 2015. Introductory Remarks)
WIFO-Monatsberichte, 2019, 92(5), S.319-322
Online seit: 29.05.2019 9:00
 
Die vorliegende Umverteilungsstudie des WIFO reiht sich an die bisherigen WIFO-Umverteilungsstudien an, die seit den 1980er-Jahren durchgeführt werden und ab dem Untersuchungsjahr 2000 die Ergebnisse im Fünfjahresabstand vergleichen. Die jüngste und aktuellste verfügbare und verknüpfbare Datenbasis für eine solche Untersuchung betrifft das Jahr 2015. Durch ihre umfassende und differenzierte Analyse der Umverteilungswirkungen des Abgaben- und Transfersystems auf die privaten Haushalte hebt sich die gegenständliche Arbeit von üblichen Umverteilungsstudien ab. Die Umverteilungswirkungen der finanziellen Aktivitäten des Staates in Österreich im Jahr 2015 und die Veränderungen in den Jahren nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/09 werden in acht Beiträgen im vorliegenden Schwerpunktheft der WIFO-Monatsberichte zusammengefasst. Ausgehend von der Verteilung der Markt- und Primäreinkommen werden auf der Einnahmenseite des öffentlichen Sektors die Verteilungswirkungen der Sozialbeiträge sowie der direkten und indirekten Steuern auf der Haushaltsebene untersucht. Auf der Ausgabenseite bilden die sozial- und wohlfahrtsstaatlichen Geld- und Sachleistungen der öffentlichen Hand in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und Bedarfsorientierte Mindestsicherung den Schwerpunkt der Analyse. Das Ausmaß der Umverteilung und die Auswirkungen auf die Einkommensungleichheit und die Armut werden auch differenziert nach Haushaltstypen untersucht.
Studien, Mai 2019, 184 Seiten
Auftraggeber: Bundeskanzleramt
Mit finanzieller Unterstützung von: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 29.05.2019 0:00
 
Die vorliegende Umverteilungsstudie des WIFO zum Jahr 2015 beruht auf den aktuellsten verfügbaren und verknüpfbaren Daten. Ausgehend von der Verteilung der Markt- und Primäreinkommen (Markteinkommen, Pensionen und nettoimputierte Mieten) werden die Verteilungswirkungen der von den privaten Haushalten geleisteten Sozialbeiträge, direkten und indirekten Steuern und der von ihnen empfangenen Geld- und Sachleistungen der öffentlichen Hand in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und Bedarfsorientierte Mindestsicherung analysiert. Vor Umverteilung betrug das durchschnittliche Einkommen der Haushalte im obersten Zehntel der Einkommensverteilung das 30-Fache der Haushalte im untersten Zehntel, nach Umverteilung nur das 5,5-Fache. Die Umverteilung erfolgte von den Haushalten im oberen zu den Haushalten im unteren Drittel der Verteilung der Primäreinkommen. Öffentliche Sachleistungen lieferten den größten Beitrag zur Umschichtung vor den einkommensabhängigen Abgaben (Sozialbeiträge und direkte Steuern) und den öffentlichen Geldleistungen (ohne Pensionen). Die regressive Wirkung der indirekten Steuern senkte das Umverteilungsausmaß leicht. War die Ungleichheit sowohl der Primär- als auch der Sekundäreinkommen (Primäreinkommen nach Abzug aller direkten und indirekten Abgaben zuzüglich aller öffentlichen Geld- und Sachleistungen) zwischen 2000 und 2010 gestiegen, so kehrte sich diese Entwicklung zwischen 2010 und 2015 um. Da sich in diesem Zeitraum auch das Ausmaß der Umverteilung erhöhte, ging die Ungleichheit der Sekundärverteilung noch stärker zurück. Dieser Entwicklung lagen gegenläufige Veränderungen in Haushalten mit unterschiedlichen soziodemographischen Merkmalen zugrunde. – Die Analyse verwendet Daten aus dem European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC), der Konsumerhebung und dem Household Finance and Consumption Survey (HFCS).