Die Energiepreise sind bereits 2021 im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach dem COVID-19-bedingten Wirtschaftseinbruch
deutlich angestiegen. Angesichts der Kriegshandlungen in der Ukraine gewinnen weitere über die bereits in den letzten Wochen
hinaus beschlossenen Maßnahmen zur Entlastung der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Unternehmen an Dringlichkeit. Wie
in vielen anderen Ländern werden derzeit auch in Österreich eine Reihe von Entlastungsoptionen diskutiert. Besonders intensiv
wurden in der jüngsten öffentlichen Debatte zwei Maßnahmen gefordert: die Verschiebung der für Juli 2022 geplanten Einführung
einer CO2-Bepreisung sowie die Reduktion des Mehrwertsteuersatzes für Energie. Diese beiden Optionen stellen sich
aber aus mehreren Gründen als wenig tauglich dar. Wesentlich geeigneter sind gezieltere und treffsicherere Maßnahmen zur Abfederung
des Kaufkraftverlustes.
Der vorliegende Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Ex-ante-Schätzung der langfristigen Auswirkungen der Steuerreform
2022/2024. Der Fokus liegt auf den Wirkungen auf Branchenebene. Ausgangspunkt der Schätzung ist ein Reformumfang im Vollausbau
(ab 2025) von 5,6 Mrd. € pro Jahr. Er ergibt sich aus einer Senkung der Abgaben für Unternehmen und private Haushalte um 7,3
Mrd. € p. a. (einschließlich Klimabonus), der jährlich 1,7 Mrd. € an Mehreinnahmen aus der CO2-Bepreisung gegenüberstehen.
Die langfristigen Schätzungen mit dem globalen Input-Output-Modell ADAGIO ergeben eine expansive Wirkung der Reform im Ausmaß
von rund 0,8% des BIP; die Beschäftigung ist langfristig um 0,6% höher als im Basisszenario ohne Steuerreform. Die Struktur
der Reform impliziert für energieintensive Sektoren einen Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und an Produktionswert.
Dienstleistungen, insbesondere konsumnahe Branchen, profitieren dagegen tendenziell von der Steuerreform. Einer der Hauptgründe
für diese sektoral unterschiedlichen Effekte ist die Einführung der CO2-Bepreisung für bisher nicht vom EU-ETS erfasste Sektoren
(Preis ab 2025: 55 € je t CO2). Diese führt gemäß der Modellschätzung zu einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen CO2-Emissionen
um knapp 5% – dies ist zwar eine spürbare Reduktion, leistet jedoch nur einen moderaten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.
Emission trading has been the key instrument in the EU's climate policy since its introduction in 2005. According to economic
literature, emissions trading should ensure the achievement of a given reduction target at the lowest possible costs, by equalising
marginal abatement costs of the installations covered. According to previous studies, however, only a limited number of companies
have engaged in trading pointing at a limited economic efficiency of the scheme. This paper contributes to the growing body
of empirical literature on allowance transactions by providing an analysis for Austria. For this purpose, two approaches are
combined – a quantitative analysis of data on allowance transactions from the EUTL and a survey among Austrian firms in the
EU ETS on their trading behaviour, motivations, and strategies. Our results show that allowance transactions have increased
over time and that Austrian companies in the EU ETS tend to mainly acquire allowances in the market. The majority of Austrian
companies reported compliance as the main motive for purchasing allowances. However, they stated that the time horizon of
buying allowances for compliance purposes has been rather short so far, but some Austrian ETS participants intend to emphasise
earlier purchases and consider a longer period in their purchasing strategy. Moreover, our analysis shows that it is a limited
number of large companies (trading companies and large energy suppliers) that is very active in the market. Market actors
have gotten accustomed to this new market for emissions over the past 16 years which is illustrated by increasing quantities
and volumes traded. Nevertheless, for Austrian companies there is some potential for adapting their trading strategies in
order to incorporate the future challenges, primarily for those companies not used to trading on international energy or resource
markets.
Die ökosoziale Steuerreform 2022/2024 reduziert deutlich die Abgabenbelastung durch die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer,
der Unternehmensbesteuerung und der Krankenversicherungsbeiträge. Das Entlastungsvolumen erreicht 2025 7,8 Mrd. € (1,6% des
BIP) pro Jahr, die jährliche Nettoentlastung beträgt dann rund 6,1 Mrd. € (1,2% des BIP). Gleichzeitig verringert die Reform
einige der strukturellen Ungleichgewichte im österreichischen Abgabensystem. Mitte 2022 wird eine CO2-Bepreisung (einschließlich
Kompensationsmechanismen) eingeführt. Die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge verringert die hohe Abgabenlast für Personen
mit geringem Einkommen. Zudem schafft die Reduktion der Lohn- und Einkommensteuer einen Ausgleich für die kalte Progression.
Das "Fit for 55"-Paket der Europäischen Kommission umfasst 13 Vorschläge zur Überarbeitung bestehender und zur Einführung
neuer klima- und energiepolitischer Regelwerke. Der Beitrag fasst zentrale Änderungen der Zielsetzungen für die Effort-Sharing-Sektoren,
die Bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien, sowie für die Bepreisung von Treibhausgasemissionen zusammen. Der
kurzfristige Zeithorizont bis 2030 ist sowohl für die Finalisierung des Regelwerks als auch für die Zielerreichung herausfordernd.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen erfordern umfassende Investitionen sowie eine EU-weite Kooperationsbereitschaft und Koordination.
Um negative Effekte auf vulnerable Gruppen abzufedern, sind verschiedene Kompensationsmaßnahmen geplant. Ob diese ausreichen,
hängt von den konkreten Maßnahmen und deren Ausgestaltung ab.
Die wirtschaftliche Entwicklung und der Wohlstand der Gesellschaft sind eng mit dem Handel und Außenhandel verknüpft. Dies
trifft auf ein kleines Land wie Österreich in besonderem Maße zu. Wie wichtig der Außenhandel für die österreichische Wirtschaft,
für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für die Teilhabe weiter Teile der Gesellschaft an Wohlstand und Lebensqualität ist,
wird in diesem Bericht vorgestellt. Die daran geknüpften Herausforderungen werden ebenfalls benannt und leiten über zu den
Themen, die in der Mainstream-Ökonomie wenig beachtet werden, viele Menschen aber stark bewegen. Dazu zählen Fragen wie, ob
Handel nicht per Saldo mehr Arbeitsplätze vernichtet oder zur Senkung von Standards der Qualität der Arbeitsplätze, der Lebensmittel
oder der Umwelt beiträgt. Der Güterhandel ist über weite Strecken mit negativen Umwelteffekten verbunden. Wie hoch sie sind,
ist zwar nicht allgemein bekannt, wird in der ökonomischen Literatur aber breit diskutiert. In der vorliegenden Arbeit werden
die Befunde der Literatur zu diesen Themen zusammengetragen, gesichtet und im Hinblick auf eine Außenhandelsstrategie hin
bewertet.
In dieser 14. Ausgabe legt das WIFO Schlüsselindikatoren zu Klimawandel und Energiewirtschaft vor, die die Entwicklung von
Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch und Wirtschaftsleistung im Jahr 2019 beleuchten. Demnach nahmen die Treibhausgasemissionen
in Österreich 2019 nach einem Rückgang im Vorjahr (–3,75%) erneut zu (+1,5% gegenüber 2018), sie stiegen allerdings weniger
stark als der Bruttoinlandsverbrauch an Energie (+2%). Es konnte keine Entkoppelung der Treibhausgasemissionen von der Wirtschaftsentwicklung
(+1,5%) erzielt werden. Das Schwerpunktthema widmet sich den klima- und umweltrelevanten Anpassungsmaßnahmen des österreichischen
Aufbau- und Resilienzplans, der der Bewältigung des Konjunktureinbruchs infolge der COVID-19-Pandemie dient.
Um eine Landkarte der (De-)Karbonisierung der österreichischen Wirtschaft zu erstellen, werden zum einen die wichtigsten gewerblichen
Emittenten (die vom EU-Emissionshandelssystem EU-EHS erfasst sind) verortet, zum anderen ein kleinräumiges Input-Output- Modell
(159 Wirtschaftsbereiche nach 94 Bezirken) mit Schwerpunkt "Emissionen" zusammengestellt. Mit dieser Datenbasis wird eine
prototypische Anwendung dargestellt: Die Bestrebungen zur Senkung der Treibhausgasemissionen werden die Nachfrage nach Kfz
wahrscheinlich verringern, sicher aber von konventionellen Antrieben zu alternativen, emissionsärmeren (oder emissionsfreien)
Antriebssystemen verlagern. Österreich weist eine bedeutende Zulieferindustrie zur Herstellung konventioneller Kfz auf. Die
Anwendung demonstriert die regionale (und sektorale) Betroffenheit einer solchen Umstellung, aber auch die Chancen, die sich
dadurch ergeben. Die Anwendung zeigt aber auch einen regionalen Mismatch zwischen Chancen und Risiken: Die potentiellen Chancen
könnten regional anders verteilt sein als die möglichen Verluste.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Amt der Burgenländischen Landesregierung – Amt der Kärntner Landesregierung – Amt der Niederösterreichischen Landesregierung – Amt der Oberösterreichischen Landesregierung – Amt der Salzburger Landesregierung – Amt der Steiermärkischen Landesregierung – Amt der Tiroler Landesregierung – Amt der Vorarlberger Landesregierung – Magistrat der Stadt Wien
Der vorliegende Bericht fasst zusammen, welche Maßnahmen von Ländern und Gemeinden finanziert werden und wie groß der Anteil
der Umweltmaßnahmen daran ist. Ausgewählte Indikatoren zur Transformation des Wirtschaftssystems werden vorgestellt und in
den Kontext der nationalen Umwelt- und Klimapolitik gestellt. Dieses Material bildet den Hintergrund einer Bewertungsmatrix,
in der auf Grundlage der Einschätzung von Expertinnen und Experten Maßnahmen beurteilt werden, die im Zuge der Bewältigung
der COVID-19-Krise implementiert bzw. diskutiert werden. Die Wirkungen von Maßnahmen werden im Hinblick auf folgende Zieldimensionen
bewertet: Beschäftigung im Inland, Wertschöpfung, Klimaanpassung und Klimaschutz sowie Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen.
Da die Wirkungen vom jeweiligen Kontext abhängen und nicht von anderen, ergänzenden oder hemmenden Faktoren losgelöst betrachtet
werden können, wird bei der Bewertung kurz skizziert, worauf die Beurteilung basiert. Der Bericht endet mit Überlegungen,
wie es gelingen kann, die Maßnahmen verschiedener Gebietskörperschaften in kohärenter Weise so zu bündeln, dass die ambitionierten
Ziele der Transformation erreicht werden können.