Themenplattform "Wettbewerbsfähigkeit"

Die "Themenplattformen" des WIFO bündeln die Forschung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu gemeinsamen wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen. In ihrer Funktion als Informationsdrehscheibe bieten sie den direkten Zugang zu den relevanten WIFO-Publikationen und den Kontakt zu den jeweiligen Experten und Expertinnen.

Die Themenplattform "Wettbewerbsfähigkeit" verfolgt drei Ziele:

  • theoretische Fundierung und Begründung der Messkonzepte sowie möglicher wirtschaftspolitischer Zusammenhänge und Interventionen,

  • Aufarbeitung umfassender, systematischer und dadurch übersichtlicher Indikatorensysteme zu den Ergebnissen und Bestimmungsfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit als Informationsgrundlage für die Wirtschaftspolitik,

  • Entwicklung von Expertise zu ausgewählten Politikfeldern der Wettbewerbsfähigkeit.

WIFO Themenplattform Europäische Union Unter Wettbewerbsfähigkeit versteht das WIFO die Fähigkeit eines Wirtschaftssystems, nachhaltig hohe reale Einkommen zu schaffen und die sozialen und ökologischen Lebensverhältnisse unter fortlaufender Veränderung und Gestaltung der Rahmenbedingungen zu verbessern. In der Forschungspraxis fasst der Begriff unterschiedliche Befunde zu den Stärken und Schwächen eines Standortes zusammen. Indikatoren zu den Ergebnissen und zu den Bestimmungsfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit bilden wichtige Messlatten für den Erfolg der Wirtschaftspolitik und verweisen zugleich auf notwendige Reformen.

Wettbewerbsfähigkeit umfasst mehrere Dimensionen, und entsprechend vielfältig – mitunter auch ambivalent – können die empirischen Befunde ausfallen. In regionaler Betrachtung ist Wettbewerbsfähigkeit auf unterschiedlichen Ebenen der Standorthierarchie (zwischen Ländern, Regionen bzw. Standorten) Thema, mit jeweils unterschiedlichen Einflussbereichen der wirtschaftspolitischen Gestaltung. Die Abgrenzung des relevanten Konkurrenzumfeldes als "Benchmark" der Analyse gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung, aber auch Komplexität, weil die fortschreitende Fragmentierung der Wertschöpfungsketten eine erfolgreiche Positionierung sowohl in der sektoralen als auch in der funktionalen Arbeitsteilung erfordert.

Zwischen unterschiedlichen Dimensionen der Wettbewerbsfähigkeit können Synergien oder Zielkonflikte auftreten. Um zu gewährleisten, dass langfristige Ziele nicht zugunsten von kurzfristigen Aspekten vernachlässigt werden, erfordert Wettbewerbsfähigkeit die Berücksichtigung unterschiedlicher Zeithorizonte:

  • Kurzfristig steht die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Rahmenbedingungen im Vordergrund. Ungleichgewichte sollen vermieden und die gesamtwirtschaftliche Stabilität gewahrt werden. Typische Kennzahlen sind z. B. reale effektive Wechselkurse, Lohnstückkosten, Inflation oder die Leistungsbilanz. Geldpolitik, Fiskal- und Lohnpolitik gehören zu den wichtigsten makroökonomischen Steuerungsfaktoren.

  • Mittelfristig geht es um die Dynamik des Wirtschaftssystems, die sowohl im Wachstum der Produktivität als auch in den Zielen der Vollbeschäftigung, hoher Marktanteile im Export oder einer Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz zum Ausdruck kommt. Zu den wichtigsten Bestimmungsfaktoren gehören Investitionen (einschließlich sozialer Investitionen), Innovationen, Internationalisierung sowie Wettbewerb und Regulierung.

  • Langfristig rückt die Lebensqualität in den Mittelpunkt, denn Wettbewerbsfähigkeit kann nicht allein unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Vorrangige Ziele sind nachhaltig hohe reale Einkommen, Inklusion und soziale Teilhabe sowie die Verbesserung der natürlichen Umwelt und Vermeidung irreversibler Klimaveränderungen, wobei vor allem wettbewerbsrelevante Aspekte im Vordergrund stehen (z. B. Ressourceneffizienz oder das Sozialsystem als Produktivfaktor).

Eine besondere Herausforderung besteht darin, trotz der unterschiedlichen Zeithorizonte die Umsetzung dieser Ziele gleichzeitig voranzutreiben.

Beispiele zur Bedeutung unterschiedlicher Zeithorizonte der Wettbewerbsfähigkeit

Zeithorizont Veränderung der Rahmenbedingungen Anpassungsreaktionen Ziele
Kurzfristig Schwankungen der Nachfrage, Wechselkurse, Preise usw. Gewinnspannen, Lohnpolitik, öffentlicher Konsum, Geldpolitik usw. Dämpfung von Konjunkturschwankungen und Krisen (Arbeit, Produktion, Preise)
Mittelfristig Technologischer Wandel (z. B. Standards), Globalisierung (z. B. Wertschöpfungsketten) Qualifikation, Investitionen, Innovationen, Internationalisierung (Handelsabkommen, Auslandsinvestitionen) Produktivitätswachstum, Vollbeschäftigung, hohe internationale Marktanteile, hohe Energie- und Ressourceneffizienz
Langfristig Künstliche Intelligenz, gesellschaftliche Ansprüche, Klimawandel Bildung, öffentliche Infrastruktur, Umwelt- und Gesundheitsstandards usw. Hohe reale Einkommen, Inklusion und soziale Teilhabe, Dekarbonisierung

 
Die WIFO-Industriebefragung befasst sich mit den mittel- bis langfristigen Strategien und der Positionierung österreichischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb und untersucht die Bedeutung unterschiedlicher Standortfaktoren für die Umsetzung dieser Strategien. Die Befragung stellt eine wichtige empirische Grundlage für die Arbeit der Themenplattform Wettbewerbsfähigkeit dar.


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