Schoko-Osterhasen werden nachhaltiger, aber teurer

28.03.2024

WIFO Research Brief zur EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte

"Schokoladenprodukte wie Schoko-Osterhasen werden durch die neue Entwaldungsverordnung der EU, die Ende 2024 in Kraft tritt, wohl spürbar teurer werden. Ab 30. Dezember 2024 darf in der EU nur noch Schokolade aus Kakao importiert werden, für den kein Wald gerodet und keine Kinderarbeit eingesetzt wurde", so WIFO-Ökonomin Birgit Meyer.

Mit der neuen Entwaldungsverordnung treten am 30. Dezember 2024 strenge Sorgfaltspflichten für entwaldungsfreie Lieferketten in Kraft. Im Fokus der Verordnung stehen dabei Rohstoffe wie Holz, Kautschuk, Soja, Kaffee, Ölpalme, Kakao und Rindfleisch, sowie daraus hergestellte Produkte wie Schokolade, Palmöl und Gummireifen. Die EU bezieht einen Großteil ihrer Agrar- und Forstprodukte, die mit hohem Entwaldungsrisiko verbunden sind. 40,1% der Extra‑EU‑Kakaoimporte stammen etwa aus der Elfenbeinküste, 14,4% aus Ghana. "Simulationen einer neuen WIFO-Studie zeigen, dass die Entwaldungsverordnung durch Verschiebungen im Handel und höhere Kosten für die Einhaltung der Sorgfaltspflichten zu moderaten Wohlfahrtsverlusten in der EU und in Partnerländern führen kann. Gleichzeitig kann die Entwaldungsverordnung zur Nachhaltigkeit beitragen und die Entwaldung und Waldschädigung in diesen und anderen betroffenen Ländern reduzieren", so Meyer.

Internationale Kooperationen könnten dazu beitragen, mögliche negative Auswirkungen auf die Wohlfahrt, den Handel und die Preise für die betroffenen Produkte in der EU und den betroffenen Handelspartnern abzumildern und gleichzeitig die nachhaltige Landnutzung, die Wiederherstellung der Wälder und den Schutz der Natur und Menschenrechte zu fördern.

 

Die Entwaldungsverordnung verlangt von Unternehmen, die solche agrar- und forstwirtschaftliche Waren produzieren oder importieren, dass sie in ihrer Lieferkette eine Sorgfaltsprüfung durchführen, um potenzielle Risiken der Entwaldung, der Waldschädigung und der Menschenrechtsverletzung zu ermitteln, vorzubeugen und zu bekämpfen.

 

Publikationen

Zur Sorgfalt verpflichtet: entwaldungsfreie Lieferketten (Committed to Diligence: Deforestation-Free Supply Chains)
WIFO Research Briefs, 2024, (6), 10 Seiten
Auftraggeber: Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
Online seit: 28.03.2024 9:00
Mit der Entwaldungsverordnung hat die EU einen wichtigen Schritt unternommen, um die globale Entwaldung zu verringern sowie die Nachhaltigkeit und Sorgfalt entlang von globalen Lieferketten zu stärken. Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) fordert ab Ende 2024 die Einhaltung umfangreicher Sorgfaltspflichten für Rohstoffe wie Holz, Kautschuk, Soja, Kaffee, Ölpalme, Kakao und Rindfleisch und daraus hergestellten Produkten wie Schokolade, Palmöl, Gummireifen, Leder oder Papier, um potenzielle Risiken für Entwaldung, Waldschädigung und Menschenrechtsverletzungen zu ermitteln, vorzubeugen und zu bekämpfen. Modellsimulationen der wirtschaftlichen Effekte der EUDR im Rahmen der Studie "Trade and Welfare Effects of New Trade Policy Instruments" zeigen, dass die EUDR trotz moderater Wohlfahrtsverluste einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Eine Reduktion des EU-Handels mit agrar- und forstwirtschaftlichen Produkten mit hohem Entwaldungsrisiko hat das Potenzial, die Entwaldung in Brasilien und Indonesien um etwa 8% bis 9% zu verringern. Die tatsächliche Wirkung der EUDR wird von ihrer effektiven Umsetzung in Kooperation mit wichtigen Handelspartnern, insbesondere weniger entwickelten Ländern, abhängen.
Rückfragen an

Dr. Birgit Meyer, MSc

Forschungsgruppe: Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
© Adobe Stock/Doris Oberfrank-List
© Adobe Stock/Doris Oberfrank-List