Leistbarkeit von Wohnen in Österreich: Operationalisierung und demographische Komponenten (Housing Affordability in Austria - Operationalization and Demographic Components)
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Mit finanzieller Unterstützung von: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank
Abgeschlossen: 2016
Der österreichische Wohnungsmarkt steht angesichts von deutlichen Preis- und Mietsteigerungen und einem Rückgang des geförderten
Neubauangebotes vor neuen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund rückt das Thema "Leistbarkeit von Wohnen" auch in Österreich
in den Vordergrund. Der Begriff der Leistbarkeit geht jedoch weit über die reine Relation der Wohnkosten zum Einkommen hinaus.
Im Rahmen dieses Projektes soll deshalb das Thema multidimensional beleuchtet werden. In Anlehnung an die internationale Literatur
werden verschiedene Leistbarkeitsindikatoren für Österreich gebildet und verglichen. Dabei werden Unterschiede zwischen Mieter-
und Eigentümerhaushalten, Qualitätsunterschiede (z. B. Lage, Größe, Baujahr) sowie die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt
(Angebots- und Nachfragefaktoren) beachtet. Zudem ist eine unterschiedliche Betroffenheit der Bevölkerung nach Altersklassen
zu erwarten. Die Analyse erfolgt hauptsächlich anhand von Mikrodaten auf Haushaltsebene, wobei verschiedene Quellen miteinander
verknüpft werden. Eine solche umfassende Analyse kann einerseits die aktuelle Wohnungspolitik unterstützen, andererseits wird
insbesondere in Bezug auf die Altersstruktur und den demographischen Wandel ein neuartiger Beitrag zur akademischen Diskussion
zur Messbarmachung und Betroffenheit von Leistbarkeit erwartet.
Forschungsbereich:Regionalökonomie und räumliche Analyse
Sprache:Deutsch
Housing Affordability in Austria - Operationalization and Demographic Components
Currently, Austrian housing markets face new challenges as house prices and rents are rising noticeably. Simultaneously, subsidised
housing production declines. Therefore, housing affordability is gaining attention. This project measures and analyses housing
affordability on a multi-dimensional scale, because measuring housing affordability goes beyond the traditional income-expenditure
ratio. Based on previous literature, several housing affordability measures are constructed taking differences between renters
and owner-occupants, qualitative aspects (location, size, year of construction) as well as the (changing) age structure of
the population into account. Additionally, the current situation of Austrian housing markets (supply and demand factors) is
considered. To a large extent, the analysis is based on micro data at the household level, where several surveys are statistically
matched. Firstly, this detailed analysis intends to actively support Austrian housing policy makers and secondly, it brings
up the (changing) age structure for aspects of measuring and distribution in the housing affordability discussion in academia.
Endbericht zum Jubiläumsfondsprojekt Nr. 14972 (Projektleitung: Thomas Leoni)
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Mit finanzieller Unterstützung von: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank
Online seit: 29.07.2016 0:00
Die dynamische Immobilien- und Mietpreisentwicklung machte die Leistbarkeit von Wohnen in den letzten Jahren vermehrt zu einem
wohnungspolitischen Thema. Das Thema geht weit darüber hinaus, die Wohnkosten in ein Verhältnis zum Einkommen zu setzen. Basierend
auf der internationalen Literatur, mikroökonomischen Überlegungen und unter Berücksichtigung der vorliegenden Mikrodaten verwendet
diese Studie zwei Leistbarkeitsindikatoren: den Ausgabenanteilsansatz zur Berechnung der medianen Wohnkostenbelastung und
zur Messung der Betroffenheit bei verschiedenen höchstmöglichen Anteilen und den Residualeinkommensansatz, der absolute Werte
für Wohnkosten, Einkommen und notwendige Ausgaben für weitere Güter gegenüberstellt. Die Analyse erfolgt nach verschiedenen
Kriterien für Einkommenshöhe, Qualität und Lage der Immobilien. Für die Beurteilung der Leistbarkeit von Wohnen der österreichischen
Haushalte erzielt demnach der Residualeinkommensansatz verlässlichere Ergebnisse. Ohne eine Qualitäts- und Einkommensbeschränkung
überschätzt der Ausgabenanteilsansatz die Betroffenheit durch nicht leistbare Wohnkosten wesentlich, da Überkonsum von Wohnen
in Österreich ein verbreitetes Phänomen ist. Nach dem Residualeinkommensansatz sind etwa 11% bis 15% der Haushalte von nicht
leistbaren Wohnkosten betroffen. Haushalte in unteren Einkommensdezilen, mit niedrigerer finanzieller Kapazität, in Hauptmiete
und in überbelegten Wohnungen sind vergleichsweise häufiger betroffen, zudem jüngere, kleinere Haushalte und Haushalte kurz
nach dem Einzug. Neben Maßnahmen zur Bestandsverbesserung empfiehlt es sich, insbesondere das Angebot an kleinen Wohnungen
mit zwei oder drei Wohnräumen auszuweiten und Kostentreiber einzudämmen.